Der Zustrom von Flüchtlingen, die von der Türkei aus über die Ägäis in die EU kommen, reißt nicht ab. Auf den griechischen Inseln in der Ostägäis wurden seit Freitag knapp 29.000 Migranten und Flüchtlinge gezählt, wie die konservative Athener Zeitung "Kathimerini" am Dienstag unter Berufung auf die Polizei berichtete. Damit stieg die Gesamtzahl der seit Jahresbeginn eingetroffenen Menschen auf mehr als 502.000, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) am Dienstag mit. Die griechischen Behörden befürchten, dass in den nächsten Monaten aus der Türkei noch bis zu 3,7 Millionen Flüchtlinge kommen könnten, hieß es.
Griechenlands stellvertretender Minister für Migrations- Angelegenheiten, Ioannis Mouzalas, erklärte im Rundfunk, Griechenland werde seinen Anteil der Flüchtlinge aufnehmen. Das würden bis zu 10.000 Migranten sein. Griechenland werde aber auf keinen Fall ein riesiges Lager für Flüchtlinge werden.
An Bord von zwei Fähren kamen am Dienstagmorgen nach Angaben der Küstenwache 2.336 Migranten von den Inseln Lesbos und Chios in Piräus auf dem griechischen Festland an. Zwei weitere Schiffe mit rund 5.000 Menschen an Bord wurden am Nachmittag in Piräus erwartet. Die Küstenwache rettete binnen 24 Stunden 541 Menschen aus den Fluten der Ägäis.
Polizei und Küstenwache vermuten, dass die Türkei die überwiegend aus Syrien kommenden Flüchtlinge ziehen lässt, um damit weiter Druck auf die EU auszuüben, um so zusätzliche Hilfsgelder zu erhalten oder die Aufhebung der Visumspflicht für Reisen türkischer Bürger in die EU zu erreichen.
Die Kapazität der Registrierzentren (Hotspots) auf der Insel Lesbos hat laut Staatsfernsehen ERT1 schon jetzt die Belastungsgrenze erreicht. Täglich können dort höchstens 2.500 Menschen registriert werden. Es warten aber mehr als 5.000 Flüchtlinge, und ständig kommen neue Migranten aus der Türkei an. Mouzalas erklärte, dass mit der Inbetriebnahme der vier weiteren Hotspots sich die Lage auf den Inseln verbessern werde. Neben Lesbos soll es Registrierzentren auf Chios, Samos, Leros und Kos geben.
dpa/rkr - Bild: Robert Atanasovski (afp)