Nach einer Welle blutiger palästinensischer Anschläge baut Israel eine Mauer um arabische Viertel in Jerusalem. Tausende Israelis beantragen angesichts der Serie von Messerangriffen Waffenscheine, wie der Armeesender am Montag berichtete. Erst in der Nacht hatte ein palästinensischer Attentäter den Busbahnhof in der südisraelischen Stadt Beerscheva angegriffen und dort ein Blutbad angerichtet.
Mit Schüssen aus einer Pistole tötete er einen 19 Jahre alten israelischen Soldaten, griff sich das Gewehr seines Opfers und schoss in dem Bahnhofsgebäude um sich. Elf Menschen wurden verletzt, unter ihnen vier Soldaten. Sicherheitskräfte erschossen schließlich den Attentäter. Außerdem starb ein Afrikaner, den die Sicherheitskräfte irrtümlich für einen Terroristen hielten und mit Schüssen schwer verletzten. Die Polizei fahndet inzwischen nach mehreren israelischen Passanten, die den verletzten Eritreer nach Augenzeugenberichten mit Tritten und Schlägen zu lynchen versuchten.
Polizeiminister Gilad Erdan hatte wegen der vielen Anschläge angekündigt, er wolle den Prozess zum Erwerb eines Waffenscheins erleichtern und beschleunigen. Das zuständige Ministerium für innere Sicherheit sei allerdings nicht in der Lage, den vielen Anträgen nachzukommen, berichtete der Armeesender.
Seit Monatsbeginn verüben Palästinenser verstärkt Schuss- und Stichwaffenattacken auf Israelis - vor allem, aber nicht nur in Jerusalem. Bei der Gewaltserie starben acht Israelis, ein Afrikaner und 44 Palästinenser. Mehr als die Hälfte der Palästinenser waren Angreifer, die bei ihrem Terrorakt erschossen wurden. Die anderen kamen bei Zusammenstößen mit dem israelischen Militär ums Leben.
Die USA erwägen nach Kerrys Worten keine Änderung des Status quo auf dem Tempelberg. Washington sei dagegen, dass "externe Akteure" in den Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern eingriffen. "Was wir brauchen, ist vor allem Klarheit", sagte Kerry am Montag nach einem Treffen mit seinem spanischen Amtskollegen José Manuel García-Margallo. Der US-Außenminister rief angesichts der jüngsten Gewaltwelle beide Seiten dazu auf, Zurückhaltung zu wahren.
Als ein Auslöser der Gewaltwelle gelten Streitigkeiten um den Tempelberg (Al-Haram al-Scharif) in der Jerusalemer Altstadt, die Israel 1967 erobert und später annektiert hatte. Die Stätte ist Juden wie Muslimen heilig. Der Konflikt dreht sich um die Besuchs- und Gebetsrechte auf dem Plateau des Tempelbergs, wo einst der von den Römern zerstörte zweite jüdische Tempel stand und wo sich heute die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom befinden.
Wegen der Gewalt in Jerusalem will Israel nun arabische und jüdische Viertel im Ostteil Jerusalems mit einer Mauer trennen. Das arabische Viertel Issawijeh solle eingezäunt und damit de facto zu einer Enklave in Jerusalem werden, berichtete der israelische Rundfunk am Montag. Die Mauer solle verhindern, dass Palästinenser aus Issawijeh Steine und Brandflaschen auf Autos werfen, die auf einer naheliegenden Straße zwischen Jerusalem und der Siedlerstadt Maale Adumim unterwegs sind. Auch an anderen Stellen seien Mauern geplant, hieß es.
Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums betonte, es handele sich um reine Sicherheitsmaßnahmen und nicht um einen politischen Schritt. Israel hat ganz Jerusalem zur "ewigen und unteilbaren" Hauptstadt erklärt. Die Palästinenser beanspruchen dagegen den von Israel annektierten arabischen Ostteil Jerusalems als Hauptstadt eines künftigen eigenen Staates.
dpa/rkr - Bild: MusaAl-Shaer (afp)