Bei dem Terroranschlag auf eine regierungskritische Friedensdemonstration sind mindestens 86 Menschen getötet worden. 186 Menschen seien bei den Explosionen am Samstag verletzt worden, sagte Gesundheitsminister Mehmet Müezzinoglu am Samstag bei einer Pressekonferenz.
Für den Abend wurde über Twitter zu Demonstrationen in mehreren türkischen Städten aufgerufen.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan erklärte: «Ich verurteile diesen abscheulichen Angriff zutiefst, dessen Ziel die Einheit, Solidarität und der Frieden unseres Landes gewesen ist.» Erdogan versprach eine Aufklärung des Anschlags, zu dem sich zunächst niemand bekannt. Er zog eine Parallele zu den Anschlägen der PKK auf türkische Sicherheitskräfte. Zwischen diesen Anschlägen und dem «Terrorangriff» in Ankara bestehe «überhaupt kein Unterschied».
Die pro-kurdische Partei HDP ist nach eigener Einschätzung Ziel des Doppelanschlags auf eine Friedensdemonstration in der türkischen Hauptstadt Ankara gewesen. Die beiden Bomben seien am Samstag inmitten von HDP-Anhängern detoniert, teilte die Oppositionspartei mit. Der Ko-Vorsitzende der HDP, Selahattin Demirtas, machte die islamisch-konservative Staatführung für den Anschlag verantwortlich. «Das ist kein Angriff auf die Einheit unseres Landes oder dergleichen, sondern ein Angriff des Staates auf das Volk», sagte er.
Die Nachrichtenagentur Anadolu meldete, es gebe unbestätigte Berichte, dass es sich um einen Selbstmordanschlag gehandelt haben könnte. Auf Bildern waren nach dem Anschlag Leichen zu sehen, die mit Flaggen und Bannern unter anderem der HDP bedeckt waren. Ein Video zeigt, wie junge Demonstranten tanzen, als hinter ihnen eine der Bomben detoniert.
EU-Vertreter rufen Türkei nach Anschlag zu Geschlossenheit auf
Spitzenvertreter der Europäischen Union haben die türkische Gesellschaft nach dem Bombenattentat vor dem Hauptbahnhof von Ankara zur Geschlossenheit aufgerufen. «Das türkische Volk und alle politischen Kräfte müssen Terroristen und all denjenigen, die das Land zu destabilisieren versuchen, vereint entgegentreten (...), schrieben die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und Vizekommissionspräsident Johannes Hahn am Samstag in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Die Türkei sehe sich derzeit vielen Bedrohungen ausgesetzt. Gleichzeitig sicherten Hahn und Mogherini Unterstützung der EU zu. «Unsere Partnerschaft und unser Willen zur Zusammenarbeit mit den türkischen Behörden und der türkischen Gesellschaft sind stärker denn je - auf allen Ebenen», schrieben sie. «Wir stehen an der Seite aller Menschen in der Türkei, die zusammenarbeiten, um Gewalt und Terrorismus zu bekämpfen.»
Am Sonntag in drei Wochen sind in der Türkei Neuwahlen für das Parlament angesetzt. Mitte November ist in der Nähe der südtürkischen Stadt Antalya der G20-Gipfel geplant.
dpa/fs - Bild: Ozcan Yaman (afp)