Die Parlamentswahl in Großbritannien hat keine eindeutigen Mehrheitsverhältnisse gebracht. Erstmals seit 36 Jahren gibt es keinen klaren Wahlsieger. Stattdessen zeichnete sich ein Tauziehen um die Macht ab.
Nach Auszählung fast aller Stimmen gewannen die Konservativen um David Cameron zwar deutlich hinzu, verfehlten aber die absolute Mehrheit. Die bisher regierende Labour-Partei von Premierminister Brown verzeichnete klare Verluste.
Nach 616 von 650 ausgezählten Wahlkreisen liegen die Konservativen mit 291 Sitzen vorne, Labour erreicht 247 und die Liberaldemokraten 51. Für die absolute Mehrheit sind 326 Sitze im Parlament nötig.
"Lib Dems" abgeschlagen auf Rang drei
Die größte Enttäuschung mussten die Liberaldemokraten und ihr Chef Nick Clegg verkraften, die trotz des Höhenflugs im Wahlkampf abgeschlagen an dritter Stelle landeten.
Dennoch könnten sie zum ersten Mal in ihrer Geschichte über die politische Landschaft Großbritanniens entscheiden, da Labour die kleinere Partei wahrscheinlich zum Regieren braucht. Clegg deutete am Freitag allerdings eine Präferenz seiner Partei zur Zusammenarbeit mit den Konservativen an.
Er sagte, die Partei mit den meisten Stimmen und den meisten Sitzen habe das Recht, eine Regierung zu bilden. "Und bei dieser Haltung bleibe ich", sagte er nach der Wahl. Das eigene Abschneiden bezeichnete er als enttäuschend. Morgen soll parteiintern beraten werden.
Zum Zünglein an der Waage könnten diesmal auch die kleinen Regionalparteien aus Schottland, Wales oder Nordirland werden.
Recht des Premiers
Brown kündigte trotz der Stimmeneinbußen an, er wolle sich jetzt um eine Koalition bemühen und seinen Teil dazu beitragen, dass Großbritannien eine stabile Regierung bekomme. Dem Wahlrecht zufolge hat der amtierende Premierminister Brown zuerst die Chance, sich einen Partner zu suchen.
Der Chef der konservativen Partei, Cameron, hat bereits den Rücktritt von Premierminister Brown gefordert. Die Parlamentswahl zeige, dass Brown das Recht verloren habe zu regieren, meinte Cameron.
Die Wahlbeteiligung lag höher als vor fünf Jahren. Die Wahlbeteiligung wird bei etwa 65 Prozent erwartet - bei der letzten Wahl 2005 waren 61,4 Prozent der Wahlberechtigten zur Urne gegangen.
Nach der Abstimmung gingen bei der Wahlkommission zahlreiche Beschwerden ein. In mehreren Städten beklagten Bürger, dass sie wegen langer Warteschlangen vor den Wahllokalen nicht mehr ihre Stimme abgeben konnten. In anderen Bezirken gingen wegen des Andrangs die Stimmzettel aus.
dpa/jp