Die südafrikanische Justiz hat am Freitag über eine mögliche Entlassung des früheren Sportstars Oscar Pistorius in den Hausarrest beraten. Das Justizministerium wollte jedoch bis zum Freitagnachmittag keine Stellung zu den Gesprächen nehmen. Damit bleibt zunächst unklar, ob der frühere Paralympics-Star nach rund elf Monaten Haft bald freikommt.
"Wir hoffen, es bald zu erfahren", sagte die Sprecherin der Familie Pistorius, Annelise Burgess. Bislang habe die Familie, deren Anwälte nicht an der Anhörung teilnehmen durften, keine Informationen zum Ergebnis der Beratungen in der Hafenstadt Durban. Der Sprecher der Gefängnisbehörden, Manelisi Wolele, konnte über Stunden nicht für eine Stellungnahme erreicht werden.
Der unterhalb der Knie amputierte Pistorius (28) hatte am Valentinstag 2013 seine damalige Freundin Reeva Steenkamp mit vier Schüssen durch eine geschlossene Toilettentür getötet. Dafür wurde er im Oktober zu fünf Jahren Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hat dagegen Berufung eingelegt und strebt eine höhere Haftstrafe an. Dies soll im Herbst verhandelt werden.
Es war vorab nicht klar, wie schnell Pistorius im Fall einer positiven Entscheidung entlassen werden könnte. Strafrechtler Julian Knight sagte jedoch, er könnte sogar noch am Freitag freikommen, falls das Berufungsgremium in seinem Sinne entscheiden sollte. Vor dem Gefängnis Kgosi Mampuru II in Pretoria versammelten sich schon am Morgen zahlreiche Kamerateams und Reporter für den Fall, dass Pistorius freigelassen würde, wie die örtliche Nachrichtenagentur News24 berichtete.
Pistorius sollte ursprünglich schon im August nach Ableisten von einem Sechstel seiner Haftstrafe in den Hausarrest entlassen werden. Der südafrikanische Justizminister blockierte die Entlassung jedoch in letzter Minute und überwies den Fall an das übergeordnete Berufungsgremium.
Viele Südafrikaner hatten die relativ milde Haftstrafe und eine rasche Entlassung in den Hausarrest als Vorzugsbehandlung des weißen und wohlhabenden Ex-Sportlers gesehen. Pistorius wurden als Kind wegen eines Gendefekts beide Beine unterhalb der Knie amputiert. Als Sprinter wurde er weltweit bekannt, als er mit seinen J-förmigen High-Tech-Prothesen aus elastischem Carbon bei den Paralympics Rekorde brach.
Auch bei den Olympischen Spielen 2012 in London machte er Furore. Ganz Südafrika war stolz auf den zähen, wild-entschlossenen Sportler. Seine Beziehung zu Reeva Steenkamp, einem aufstrebenden südafrikanischen Model, brachte ihn dann auch in die Klatschspalten der Zeitungen. Doch nach den Todesschüssen vom Valentinstag 2013 war es jäh vorbei mit "Oscar Superstar". Er wurde noch am gleichen Tag verhaftet, seine Sponsoren kündigten schnell alle Verträge.
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