Die Waffenruhe im Kriegsgebiet Ostukraine ist nach Einschätzung der Führung in Kiew weitgehend stabil. Verteidigungsminister Stepan Poltorak sprach am Dienstag von zwei bis vier Angriffen der prorussischen Separatisten auf die Regierungstruppen pro Tag. "Das ist die geringste Zahl an Artilleriebeschuss in den vergangenen anderthalb Jahren", sagte er. Dennoch berichtete die Militärführung von mindestens einem getöteten Soldaten in der Separatistenregion Luhansk. Die regierungstreuen Behörden der Region sprachen von zwei Toten. Die Aufständischen warfen der Armee gelegentliche Verstöße gegen die Feuerpause vor.
Russland begrüßte die Entspannung im Kriegsgebiet Donbass. Seit Beginn der Waffenruhe am 1. September habe sich die Lage deutlich stabilisiert, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Darüber hinaus gebe es aber kaum Fortschritte. Bei den Gesprächen über Kommunalwahlen etwa träten die Konfliktparteien weiter auf der Stelle, bemerkte Peskow.
Im weißrussischen Minsk beriet die Ukraine-Kontaktgruppe unter anderem über einen weiteren Waffenabzug von der Front. In dem Gremium treffen sich Vertreter der Ukraine, Russlands, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) und der Separatisten.
UN: Fast 8000 Tote in der Ostukraine
Fast 8000 Menschen sind laut UN-Angaben bislang in dem bewaffneten Konflikt in der Ostukraine getötet worden. Beinahe 18.000 hätten Verwundungen erlitten, teilte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte am Dienstag bei der Vorlage eines neuen Berichts zur Lage in der Ostukraine mit. Erfasst wurden alle Opfer unter den ukrainischen Streitkräften, der Zivilbevölkerung und den mit Russland verbündeten separatistischen Kampfgruppen seit Mitte April 2014.
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Said Raad al-Hussein, warf beiden Seiten des Konflikts vor, immer weniger Rücksicht auf die Bevölkerung zu nehmen und auch normale Wohngebiete zu beschießen. Dadurch seien in letzter Zeit besonders viele Opfer unter Zivilisten zu beklagen. Von Mitte Mai bis Mitte August wurden den Angaben zufolge 105 Zivilisten getötet und 308 verletzt. In den drei Monaten davor seien es 60 Tote und 102 Verletzte gewesen.
dpa/rkr