Auf der griechischen Insel Lesbos ist es in der Nacht zum Dienstag erneut zu Zusammenstößen zwischen Flüchtlingen und der Polizei gekommen. Rund 6000 Migranten versuchten, auf die Fähre "Eleftherios Venizelos" zu gelangen, die nach Piräus auslaufen sollte. Die Fähre kann aber höchstens 2500 Menschen aufnehmen. Wie Augenzeugen berichteten, setzte die Polizei Schlagstöcke ein, um die Flüchtlinge daran zu hindern, auf das überfüllte Schiff zu gelangen. Unterdessen wurden vor den Inseln der Ostägäis 500 Migranten aufgegriffen. Hunderte kamen auf den Inseln an, wie die Küstenwache mitteilte. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) halten sich auf den griechischen Inseln derzeit mehr als 30.000 Migranten auf.
Die Fähre "Eleftherios Venizelos" konnte nach dem Polizeieinsatz ablegen und kam am Dienstagvormittag in Piräus an. Eine weitere Fähre, die "Tera Jet", legte am Dienstag von Lesbos ab. Sie sollte 1700 Migranten nach Piräus bringen, wie das Staatsradio berichtete. Eine dritte Fähre, die "Blue Star Patmos" sollte am Dienstag weitere 1500 Menschen abholen. Die Übergangsregierung in Athen plant, weitere Fähren in den kommenden Tagen einzusetzen.
Viele Flüchtlinge kommen von der Türkei aus auf die Inseln der Ostägäis. Dort herrschen teils chaotische Zustände. Die Einwohner der Inseln, die Mitarbeiter der humanitären Organisationen und die Behörden sind überfordert, die Asylsuchenden erschöpft. Sie müssen teils tagelang unter der sengenden Sonne auf ihre Registrierung warten. Erst dann können sie auf eine der Fähren zum griechischen Festland gelangen. Von dort aus ziehen die Flüchtlinge in der Regel weiter in Richtung Westeuropa.
Der Bürgermeister von Lesbos sagte am Dienstag dem griechischen Rundfunk, die Behörden und die Polizei auf der Insel seien mit zusätzlichem Personal verstärkt worden. Die Registrierung der Menschen gehe jetzt zügig voran. Wichtig sei nun, die Menschen zum Festland zu bringen.
Unterdessen wurde am nordgriechischen Bahn-Grenzübergang zu Mazedonien am Dienstag ein 27-jähriger Syrer vermisst, wie das Staatsfernsehen berichtete. Er soll nach Aussagen seiner Freunde versucht haben, einen Fluss zu überqueren.
dpa/cd/rkr - Bild: Angelos Tzortzinis (afp)