Tausende Flüchtlinge sind derzeit auf der "Balkan-Route" nach Mittel- und Nordeuropa unterwegs - die Behörden sind mit dem Ansturm völlig überfordert. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) fordert nun Mazedonien und Griechenland auf, mehr zur Bewältigung der Krise an der gemeinsamen Grenze zu tun.
Menschenrechtsorganisationen warnen, Zehntausende Migranten könnten wegen der Abschottung Ungarns, das an seiner Südgrenze einen Zaun baut, unter prekären Bedingungen in Serbien und Mazedonien stranden.
Seit die mazedonischen Behörden die Grenze zu Griechenland wieder geöffnet haben, sind laut UNHCR am Wochenende mehr als 7000 Flüchtlinge in Zügen und Bussen nach Serbien weitergereist. Die Migranten - meist Flüchtlinge aus Syrien, aber auch Iraker und Afghanen - hatten zuvor tagelang im Niemandsland an der griechisch-mazedonischen Grenze festgesessen. Die meisten von ihnen wollen nach Deutschland und in andere mitteleuropäische Länder kommen.
Die mazedonischen Behörden ließen am Montag die Migranten ohne Probleme aus Griechenland einreisen. Das berichteten Augenzeugen vom Eisenbahn-Grenzübergang zwischen Idomeni/Griechenland und Gevgelija/Mazedonien. Serbien eröffnete ein zweites Aufnahmelager im Grenzort Miratovac. Laut serbischem Staatsfernsehen geben serbische Stellen Dokumente aus, mit denen die Flüchtlinge über Belgrad nach Ungarn und in andere EU-Staaten weiterreisen können.
Ungarn baut derzeit einen 175 Kilometer langen Zaun an der Grenze zu Serbien. Die Stacheldrahtanlage soll bis Ende des Monats fertig sein und bis Ende November durch einen drei Meter hohen Maschendrahtzaun ergänzt werden. Ungarn ist für Migranten vor allem eine Durchgangsstation zur Weiterreise gen Norden.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk appellierte nach den chaotischen Szenen der vergangenen Woche an Griechenland und Mazedonien, dafür zu sorgen, dass der Grenzübertritt Tausender Migranten auf ordentliche Weise erfolgen könne und den Menschen Schutz gewährt werde, wie es in einer am Sonntagabend verbreiteten UNHCR-Erklärung hieß.
Die UN-Organisation bot zugleich an, in der betroffenen Grenzregion mehr Empfangszentren für Flüchtlinge einzurichten. Sie appellierte an die griechischen Behörden, die Registrierung und Betreuung von Flüchtlingen an der Grenze zu Mazedonien deutlich zu verbessern. Die meisten Menschen, die dort ankommen, hätten zuvor schwer gelitten und bräuchten nun Schutz und Hilfe.
Am Montag kam im Hafen von Piräus in Griechenland eine Fähre mit mehr als 2500 Flüchtlingen an Bord an. Sie waren am Vorabend aus dem überfüllten Hafen des Hauptortes der Insel Lesbos, Mytilini, abgeholt worden. Von Piräus aus wollen sie weiter zur griechisch-mazedonischen Grenze, um in Mazedonien in einen der Züge nach Serbien zu kommen.
Verzweifelte Migranten kommen seit Wochen aus der Türkei nach Griechenland, um von hier nach Westeuropa weiterzufahren. Auf den Inseln kommt es immer wieder zu Schlägereien zwischen Migranten, die versuchen, auf eine der Fähren zum Festland zu kommen.
Vor der griechischen Ostägäisinsel Lesbos kenterte am Montagmorgen ein Flüchtlingsboot mit 15 Menschen an Bord. Die Küstenwache konnte acht Menschen aus den Fluten retten. Zwei Migranten wurden tot geborgen. Weitere fünf Menschen würden vermisst, berichtete das Staatsradio unter Berufung auf die Küstenwache.
dpa/cd/okr - Bild: Armend Nimani (afp)