Nach neuer Gewalt in der Ostukraine hat der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier in einem Telefonat mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow "allergrößte Sorge" geäußert. Es gehe um den Einsatz schwerer Waffen und allgemein um eine Zuspitzung der Lage im Konfliktgebiet, teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Freitag mit. Beide Seiten seien aufgefordert, die Kämpfe sofort zu beenden und zu der im Februar vereinbarten Waffenruhe zurückzukehren.
Lawrow warf der ukrainischen Regierung nach Angaben des Außenamts in Moskau vor, sich in der Krise wenig konstruktiv zu verhalten. Bei neuer Gewalt im Kriegsgebiet Donbass wurden den Konfliktparteien zufolge innerhalb von 24 Stunden auch mehrere Zivilisten verletzt.
Trotz Protesten der Führung in Kiew traf in den Separatistengebieten in der Ostukraine erneut ein russischer Lastwagenkonvoi ein. Moskau zufolge brachten die mehr als 100 Fahrzeuge über 1000 Tonnen humanitäre Güter nach Donezk und Luhansk. Die Lage dort gilt als extrem schwierig. Die Zentralregierung kritisiert aber scharf, dass der Inhalt der Lkw nicht neutral untersucht werden kann. Die Führung in Kiew hat die Kontrolle über diesen Teil der Grenze verloren.
Die Wirtschaft der krisengeschüttelten Ukraine steckt weiter in der Rezession. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der früheren Sowjetrepublik ging im zweiten Quartal um 14,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück, wie das Statistikamt mitteilte. Im ersten Quartal war das BIP um 17,2 Prozent gesunken. Für das Gesamtjahr rechnet die prowestliche Führung mit einem Rückgang der Leistung um etwa neun Prozent. 2014 lag das Minus bei 6,8 Prozent.
Die ukrainische Finanzministerin Natalia Jaresko ringt weiter bei Gesprächen mit Kiews größten privaten Gläubigern um eine dringend benötigte Schuldenerleichterung. Nach zweitägigen Verhandlungen in San Francisco teilten die Parteien mit, die Gespräche fortsetzen zu wollen. Die Ukraine will rund 19 Milliarden US-Dollar umschulden.
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