Trotz Differenzen wollen China und die Türkei ihre Zusammenarbeit vertiefen. Die Beziehungen beider Länder hätten große Fortschritte gemacht, sagte Chinas Präsident Xi Jinping laut Staatsmedien am Mittwoch in Peking zum Auftakt eines zweitägigen Staatsbesuchs des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Die beiden Staatsführer sprachen demnach unter anderem über einen Ausbau der Handelsbeziehungen sowie eine engere Kooperation in den Bereichen Kernenergie und Raumfahrt.
Die Beziehungen zwischen China und der Türkei sind in den vergangenen Wochen besonders durch türkische Hilfe für uigurische Flüchtlinge belastet worden. Viele Angehörige des muslimischen Turkvolkes in der nordwestchinesischen Region Xinjiang verlassen China mit Hilfe von Menschenschmugglern meist in Richtung Südostasien, weil sie sich politisch, kulturell und religiös unterdrückt fühlen. China wirft türkischen Diplomaten vor, ihnen dort mit Reisedokumenten zu helfen.
Die Abschiebung von rund 100 Uiguren durch Thailand nach China hatte Anfang des Monats in Istanbul zu gewaltsamen Protesten vor dem thailändischen Konsulat geführt. Spannungen gibt es auch wegen anti-chinesischer Proteste in der Türkei nach Berichten über Beschränkungen für Muslime in China während des Fastenmonats Ramadan. Erdogan hatte die Behandlung der Uiguren in China 2009 als "eine Art Völkermord" bezeichnet.
Das Turkvolk beklagt Unterdrückung, während Chinas Behörden uigurische Gruppen des Separatismus und Extremismus beschuldigen. Nach einer Reihe von Terroranschlägen gehen die Sicherheitskräfte verschärft gegen Uiguren vor, was auch zu blutigen Auseinandersetzungen mit der Polizei geführt hat.
Interesse an Raketenabwehrsystem aus China
Beobachter erwarten allerdings, dass beide Seiten die Differenzen eher herunterspielen werden. Im Mittelpunkt der politischen Gespräche stehen auch die Vorbereitungen für den G20-Gipfel der führenden Industrie- und Schwellenländer im November im türkischen Antalya. Erdogan will zudem die Gespräche über einen möglichen Kauf eines Raketenabwehrsystems aus China fortsetzen. Das Nato-Mitglied Türkei hatte sich 2013 für ein 3,4 Milliarden US-Dollar teures Angebot der China Precision Machinery Import and Export Corporation ausgesprochen, was aber Sorgen über die Kompatibilität mit Nato-Systemen auslöste. Vor seiner Reise sagte Erdogan, er sei offen für ein verbessertes Angebot der chinesischen Seite.
An der Schnittstelle zwischen Asien und Europa spielt die Türkei auch eine wichtige Rolle in der chinesischen Initiative für den Ausbau der Handelswege über eine "neue Seidenstraße". Mit einem Handelsvolumen von 28,6 Milliarden US-Dollar war China 2014 nach Deutschland und Russland der drittwichtigste Handelspartner der Türkei.
dpa/fs