Die Ölpest im Golf von Mexiko nimmt immer dramatischere Ausmaße an. Innerhalb weniger Tage hat sich der Ölteppich nach Ansicht von Experten mehr als verdreifacht.
Wie eine Auswertung von Satellitenaufnahmen ergab, hat der Ölteppich inzwischen eine Größe von knapp 10.000 Quadratkilometern. Das entspricht einer Fläche so groß wie die Provinzen Lüttich und Luxemburg.
Betroffen sind vier US-Bundesstaaten: Florida, Louisiana, Alabama und Mississippi. Überall wurde der Notstand ausgerufen. Als Vorboten der Verschmutzung der Küste mussten Helfer bereits viele hunderte Meeresvögel mit schwarzgeteertem Gefieder aus dem Wasser bergen.
Winde machen Ärger - Besserung erst im Laufe der Woche

Das Wetter spielt weiter nicht mit: Heftige Winde legten am Samstag die verzweifelten Versuche, den Ölfilm in Schach zu halten, weitgehend lahm. Teilweise waren die Wellen so stark, dass sie über die schwimmenden Schutzwälle schwappten. Erst im Laufe der Woche erwarten Meteorologen eine deutliche Verbesserung.
Und der britische Ölkonzern BP, der die Ölplattform geleast hatte, ist nach wie vor weit davon entfernt, den täglich neuen massiven Austritt von Öl ins Wasser zu stoppen.
Heute haben sich weitere dünne Ausläufer des Ölteppichs in die Kanäle zwischen kleinen Inseln vor der Küste Louisianas geschlichen. Die Hauptgefahr geht aber von den schweren verklumpten Ölflecken aus, die noch Kilometer entfernt draußen auf dem Meer schwimmen.
Obama will sich selbst ein Bild von der Lage machen
US-Präsident Barack Obama will in den betroffenen Regionen Flagge zeigen. Er reist in den Süden der USA, um sich dort persönlich ein Bild vom Ausmaß der Umweltkatastrophe machen und sichergehen, dass alles Menschenmögliche zur Bekämpfung getan wird, hieß es vor dem Abflug des Präsidenten, der gegen 20 Uhr MESZ an der Küste erwartet wird.
Zuvor war Kritik laut geworden, die US-Regierung habe nicht schnell und entschlossen genug auf die drohende Ölpest an weiten Küstenabschnitten reagiert.
Die Golfküste Amerikas ist bekannt für Shrimps und Austern. Viele Menschen in den bedrohten Anliegerstaaten von Texas bis Florida leben vom Tourismus. Die Hoffnungen konzentrierten sich darauf, dass Obama vor Ort feste Zusagen für rasche wirtschaftliche Hilfen macht.
Ölkatastrophe weckt böse Erinnerungen
Seit dem Versinken der Bohrinsel tritt Rohöl in 1500 Metern Tiefe aus mehreren Lecks aus. Tausende Helfer sind im Einsatz, 300 Schiffe und Flugzeuge stehen bereit. Nach Schätzungen der US-Behörden laufen täglich etwa 700 Tonnen Öl ins Meer.
Umweltschützer befürchten mittlerweile ein noch schlimmeres Ausmaß als das der «Exxon-Valdez»-Katastrophe. Die Havarie des Tankers 1989 vor Alaska gilt als bisher größte Umweltkatastrophe in der US-Geschichte.
dpa/br/alk/km