Bei Zusammenstößen mit muslimischen Gläubigen in Jerusalem sind israelische Polizisten nach eigenen Angaben in die Al-Aksa-Moschee eingedrungen. Die Beamten seien am Sonntagmorgen einige Meter in die Moschee vorgedrungen, um deren Haupttüren zu schließen, sagte Polizeisprecher Micky Rosenfeld. Er begründete die Aktion damit, dass Dutzende Randalierer aus dem Gebäude heraus Steine, Feuerwerkskörper und anderen Wurfobjekte auf die Ordnungskräfte geschleudert hätten.
Israelische Polizisten verschaffen sich nur sehr selten Zutritt zur Al-Aksa-Moschee. Das umliegende Plateau in der Jerusalemer Altstadt mit der Moschee und dem Felsendom wird von Muslimen als "Haram el-Scharif" (Edles Heiligtum) verehrt. Auch Juden ist die Stätte heilig, weil sie auf dem im Jahre 70 zerstörten zweiten jüdischen Tempel errichtet wurde. Immer wieder kommt es dort zu religiös motivierten Auseinandersetzungen.
"Es ging nur darum, die Türen zu schließen. Wir haben nicht das Innere gestürmt", sagte Rosenfeld zu der Polizeiaktion am Morgen. Vier Beamte seien leicht verletzt worden. Festgenommen wurde niemand. Mehrere Randalierer wurden laut palästinensischen Medien durch Tränengas verletzt.
Dutzende muslimische Gläubige hatten die Nacht von Samstag auf Sonntag in der Moschee verbracht, und sich dort auf eine Konfrontation mit der israelischen Polizei am Morgen vorbereitet, wie Rosenfeld und palästinensische Medien übereinstimmend berichteten. Am Sonntag wurden Zehntausende Juden an der Klagemauer unterhalb des Tempelbergs erwartet. Die muslimischen Gläubigen wollten sich dem Vernehmen nach eine Auseinandersetzung mit der israelischen Polizei liefern, sobald diese das einzige Tor für Besucher der Anlage öffnet.
Das von Muslimen und Juden gleichermaßen reklamierte Zutrittsrecht zu dem Areal ist ein ewiger Streitpunkt. Juden und Touristen können das Gelände lediglich durch ein einziges Tor betreten, das von der Polizei kontrolliert wird. Zusätzlich angefacht wurde der Zorn der Randalierer durch ein Internetvideo, das eine jüdische Frau zeigt, die den Propheten Mohammed beleidigt. Der Vorfall hatte sich bereits am Donnerstag nach dem Besuch einer jüdischen Gruppe auf dem Tempelberg ereignet.
dpa/jp/rkr - Bild: Ahmad Gharabli (afp)