Der von vielen Kenianern wie ein Volksheld gefeierte US-Präsident Barack Obama wendet sich am Sonntag in einer Rede an das Heimatland seines verstorbenen Vaters. "Die Menschen hätten nicht wärmer und gütiger sein können", sagte Obama bereits am Samstag beim Treffen mit Kenias Staatspräsident Uhuru Kenyatta. Die politischen Gründe seines zweitägigen Aufenthalts in dem Land am Horn von Afrika hätten auch private Vorteile: "Es ist ein Ort, den ich liebe und (die Reise) gibt mir eine Chance, alte Freunde zu sehen und neue zu finden." Die Rede soll sich es um die Beziehungen der USA sowie Obamas zu den Kenianern drehen.
Auch einige seiner Verwandten dürfte Obama vor seiner Weiterreise ins benachbarte Äthiopien am Sonntag noch einmal treffen. Dutzende davon hatte er am Freitag zu einem Abendessen in seinem Hotel empfangen und machte dabei auch einige neue Bekanntschaften. Bereits am Samstag versprach er, nach seiner in anderthalb Jahren endenden Amtszeit als Privatperson nach Kenia zu reisen wie schon Ende der 1980er Jahre. "Ich bin jetzt deutlich eingeschränkter, als ich es sein werde." Obama wird unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen abgeschirmt, frei bewegen kann er sich in dem streng durchgeplanten Programm nicht.
Seine Begegnung mit Kenyatta nutzte Obama für Kritik mit Blick auf die mangelnde Gleichstellung Homosexueller und Verstöße gegen Menschenrechte. "Wenn eine Regierung sich angewöhnt, Menschen unterschiedlich zu behandeln, können diese Angewohnheiten sich verbreiten." Die Weltgeschichte zeige, dass Freiheit zerfasere und "schlechte Dinge" geschehen, sobald Menschen ungleich behandelt würden. Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind in Kenia illegal und können mit Haftstrafen von bis zu 14 Jahren bestraft werden.
Kenyatta stellte die Homosexuellen in seinem Land dagegen öffentlich ins Abseits. Die Debatte über deren Rechte sei im Gegensatz zu Fragen rund um Gesundheit, Bildung, Energie und Infrastruktur "kein Thema", sagte Kenyatta. Die USA und Kenia teilten zwar viele gemeinsame Werte. "Es gibt einige Dinge, bei denen wir zugeben müssen, dass wir sie nicht teilen." Die kenianische Kultur und Gesellschaft akzeptiere Homosexualität nicht.
Auch mit Blick auf Korruption hat Kenia nach Ansicht Obamas noch viel Arbeit zu leisten. "Sichtbare Verurteilungen" seien notwendig, um die "Kultur des braunen Briefumschlags", wie einige Kenianer die Zahlung von Bestechungsgeldern bezeichnen, auszumerzen. "Dies könnte das größte Hindernis für Kenia sein, noch schneller zu wachsen", sagte Obama.
dpa/jp - Bild: Carl de Souza (afp)