Türkische Kampfflugzeuge haben erstmals Angriffe auf Stellungen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im benachbarten Syrien geflogen. Das ist eine Kehrtwende in der bisherigen Syrien-Politik der Türkei, die eine aktive Rolle stets vermieden hatte.
Außerdem wurden bei einer großangelegten Polizeiaktion gegen mutmaßliche Anhänger des IS und der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK 251 Verdächtige festgenommen worden. Die Regierung erklärte, die Razzia habe am Freitag in 13 Provinzen stattgefunden.
Drei Kampfflugzeuge vom Typ F-16 seien am Freitag vor Sonnenaufgang vom Stützpunkt Diyarbakir aufgestiegen und hätten Ziele im Norden des Nachbarlandes beschossen, teilte das Büro des Ministerpräsidenten am Freitag in einer Erklärung mit. "Die türkische Republik ist entschlossen, alle nötigen Maßnahmen zur nationalen Sicherheit zu ergreifen", hieß es in der Mitteilung. Die Entscheidung für die Luftschläge sei auf einer Sicherheitskonferenz am Donnerstag getroffen worden.
Vorangegangen waren am Donnerstag Gefechte im türkisch-syrischen Grenzgebiet zwischen türkischer Armee und IS-Kämpfern. Dabei waren ein türkischer Soldat und mindestens ein Extremist getötet worden. Zu Wochenbeginn hatte ein verheerender Bombenanschlag mit 32 Toten die Türkei erschüttert.
Die Regierung in Ankara macht den IS verantwortlich. Zuvor hatte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu lediglich von ersten Hinweisen auf einen IS-Selbstmordattentäter gesprochen. Nach türkischen Medienberichten handelte es sich dabei um einen 20-jährigen Kurden türkischer Staatsbürgerschaft. Der IS selbst bekannte sich nicht zu dem Anschlag.
Türkei gestattet USA Nutzung von Incirlik
Die USA dürfen indes den strategisch wichtigen Stützpunkt Incirlik in der Türkei künftig für Luftangriffe auf die Terrormiliz Islamischer Staat nutzen, wie aus US-Regierungskreisen verlautete. Von türkischer Seite gab es noch keine offizielle Stellungnahme. Die Türkei gehört zwar dem US-geführten Bündnis gegen den IS an, hat aber die Nutzung Incirliks für Luftangriffe gegen die Dschihadisten bislang verweigert. Die Regierung in Ankara hatte gefordert, den Sturz des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad zum Teil der Strategie des Nato-Bündnisses im Nachbarland zu machen.
Die Basis liegt in der Nähe der südosttürkischen Stadt Adana, etwa gut 100 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Von Incirlik aus könnten die USA nicht nur mit Flugzeugen, sondern auch mit Kampfhubschraubern im Norden Syriens eingreifen. Laut "New York Times" gilt die neue Nutzungsvereinbarung auch für die osttürkische Kurdenmetropole Diyarbakir. Die Pentagon-Quelle bestätigte nicht, dass die Übereinkunft auch eine zweite Basis betreffe.
Der IS beherrscht große Teile der Nachbarländer Irak und Syrien. Ankara hatte die Terrormiliz als Nachbar lange geduldet. Sowohl im In- als auch im Ausland wurde Ankara eine zu passive Haltung vorgeworfen.
dpa/jp/km - Bild: Valdrin Xhemaj/AFP