In Griechenland ist am Sonntag das mit Spannung erwartete Referendum über die Reform-Vorschläge der internationalen Geldgeber angelaufen. Das Ergebnis der Volksabstimmung dürfte ein wichtiges Signal für die künftige Kooperation des von der Staatspleite bedrohten Landes mit den internationalen Geldgebern setzen.
Nach Umfragen wurde ein sehr knappes Ergebnis erwartet. Knapp zehn Millionen Griechen waren aufgerufen, darüber zu entscheiden, ob sie die Forderungen der Gläubiger akzeptieren oder ablehnen. Das Hilfspaket, zu dem diese Bedingungen gehören, ist allerdings am 30. Juni ausgelaufen und damit überholt. Die Athener Linksregierung hatte an die Stimmberechtigten appelliert, mit "Nein" zu stimmen.
Das Innenministerium in Athen teilte mit, es gebe landesweit keine Probleme bei der Stimmabgabe. In einzelnen Wahlbüros im Großraum Athen hätten anfangs die Umschläge für die Stimmzettel gefehlt, aber das Problem sei rasch behoben worden.
Die Wahllokale schließen um 18.00 Uhr MESZ. Zwei bis vier Stunden später dürften aussagekräftige Ergebnisse vorliegen, wie das Presseamt der Regierung mitteilte.
EU-Parlamentspräsident Schulz warnt vor "Nein"
EU-Parlamentspräsident Schulz hat die griechischen Bürger vor einem "Nein" beim Referendum über die Sparpolitik gewarnt. In einem Interview des Deutschlandfunks sagte Schulz, durch ein "Nein" würde das bisherige Konsensprinzip der Europäischen Union in Frage gestellt. Sollte die Volksbefragung negativ ausfallen, gebe es auch keinen Rahmen für die Schuldenbewirtschaftung und den Aufbau Griechenlands mehr.
Schulz erhob schwere Vorwürfe gegen die griechische Regierung. Es sei eine Legendenbildung, dass die Gläubiger Griechenland zu wenig entgegengekommen seien. Vielmehr seien große Teile der griechischen Forderungen übernommen worden.
Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras hat das Referendum in seinem Land hingegen als einen Sieg der Demokratie bezeichnet. Bei der Stimmabgabe sagte Tsipras, man könne den Willen einer Regierung ignorieren, aber nicht den Willen eines Volkes. Das Ergebnis der Volksabstimmung dürfte ein wichtiges Signal für die künftige Kooperation von Griechenland mit den internationalen Geldgebern setzen.
est/okr/dpa/dlf Bild: Aris Messinis (afp)