Die griechische Presse wertet die Volksabstimmung über den künftigen Spar- und Reformkurs als einen der entscheidendsten Momente in der jüngsten Geschichte des Landes. «Ja zum Euro und Europa. Die Bürger halten die Zukunft des Landes in ihrer Hand», titelt die Traditionszeitung der politischen Mitte, «To Vima», am Samstag. Die Zeitung ruft ihre Leser auf, am Sonntag mit einem «Ja» bei dem Referendum die Verelendung der Gesellschaft zu stoppen. Die Alternativen lauten aus ihrer Sicht: «Nationale Isolation oder (weiter) europäischer Kurs».
«NEIN», titelt das Sprachrohr des regierenden Syriza-Linksbündnisses, «I Avgi». Das Ergebnis werde ganz knapp sein. Regierungschef Alexis Tsipras werde nach einem Nein gestärkt «binnen zwei Tagen» ein Abkommen mit den Gläubigern abschließen, ist das Blatt überzeugt.
Die Boulevardzeitung «Ethnos» titelt: «Die Griechen wählen Europa». Es sei die wichtigste Entscheidung seit mehr als 40 Jahren für das Land. Die Boulevardzeitung «RealNews» erscheint mit der dramatischen Schlagzeile: «Rettet das Vaterland!». Griechenland erlebe eine tiefe Spaltung seiner Bevölkerung. Es herrsche Angst vor einer Isolation und geopolitischen Gefahren. Dringend notwendig sei eine Einigung mit den Partnern im Euroland.
Die Sonntagszeitung «To Proto Thema» titelt: «JA! Wir bleiben am Leben und kämpfen weiter». Und weiter: «Ja für Griechenland und den Euro». Die konservative Zeitung «Eleftheros Typos» beschwört seine Leser: «JA, für den Verbleib im Euro. Wir lehnen die Drachme und das Chaos ab.»
Auch nach der Volksabstimmung am Sonntag über den umstrittenen Sparkurs ist für das pleitebedrohte Griechenland keine schnelle Rettung in Sicht. Der Ausgang des Referendums ist laut Umfrage völlig offen. Regierungschef Tsipras rief seine Landsleute am Abend bei einer Kundgebung auf, mit einem «Nein» neue Verhandlungen mit den Geldgebern zu ermöglichen. Dagegen erwarten Euro-Finanzexperten, dass eine Ablehnung den Verbleib Griechenlands im Euroraum gefährden dürfte.
dpa/cd -Bild: Louisa Gouliamaki (afp)