Die Rate an den Internationalen Währungsfonds ist nicht bezahlt, das Hilfspaket der Geldgeber aufgezehrt - trotzdem suchen Athen, Brüssel und Berlin weiter nach einer Lösung im Schuldendrama. Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras schrieb einen neuen Brief an die Geldgeber, darin zeigt er sich bereit, die vorrangigen Bedingungen der Gläubiger grundsätzlich zu erfüllen. Nach Ansicht des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble ist das aber noch keine Grundlage für eine Lösung der Krise.
Die EU-Kommission reagierte zurückhaltend auf die Sparzusagen. "Wir sind in einer neuen Lage", sagte Vizekommissionschef Valdis Dombrovskis in Brüssel mit Blick auf das ausgelaufene Hilfsprogramm für Athen. Die wirtschaftliche Situation Griechenlands habe sich erheblich verschlechtert. Es werde jetzt nicht mehr über die Verlängerung des alten Rettungsplans gesprochen, sondern über ein Zwei-Jahres-Programm des Eurorettungsschirms ESM. Daraus hatte Tsipras am Dienstagabend einen 29-Milliarden-Euro-Kredit gefordert.
Dombrovskis sagte weiter, ein neues Hilfsprogramm könnte noch vor dem 20. Juli abgeschlossen werden. "Es gibt sicherlich die Möglichkeit, zu einer Abmachung zu kommen, bevor höhere (Rück-)Zahlungen fällig sind." Das setze jedoch die Bereitschaft der Geldgeber und Athens voraus, tatsächlich eine Vereinbarung anzustreben.
Die aktuellsten griechischen Vorschläge könnten in Verhandlungen für das neue Rettungsprogramm eingebracht werden. "Wir sind bereit, zu verhandeln und zu einer Lösung kommen", sagte der für den Euro verantwortliche Kommissar. "Dazu müssen sich beide Seiten konstruktiv verhalten." Die Kommission prüfe die jüngsten Zusagen und werde der Eurogruppe eine erste Einschätzung geben. Die Finanzminister der Eurostaaten wollen am späten Nachmittag in einer Telefonkonferenz über die Lage beraten.
Wegen der dramatischen Zuspitzung der Lage bleiben Banken und Börse in Griechenland bis Anfang kommender Woche geschlossen. In den vergangenen Tagen hatten immer mehr verängstigte Bürger Bargeld abgehoben und damit die Geldhäuser in Schwierigkeiten gebracht. An Geldautomaten dürfen Griechen seit Montag maximal 60 Euro pro Tag abheben, für ausländische Bankkarten soll die Beschränkung aber nicht gelten.
Am Mittwoch öffneten Geldinstitute im ganzen Land für Rentner. Die Banken hatten diese Ausnahme ermöglicht, da viele Pensionäre keine EC- oder Kreditkarten haben und somit in den vergangenen Tagen an den Automaten kein Bargeld abheben konnten. Weil die Banken allerdings kurzfristig angekündigt hatten, Rentner in alphabetischer Reihenfolge zu bedienen, kam es zwischenzeitlich zu Tumulten, wie griechische Medien berichteten.
Internetportal mit Informationen über Referendum
Die griechische Regierung hat ein Internet-Portal mit Informationen zum geplanten Referendum eingerichtet. Die Seite ist sowohl auf Griechisch als auch auf Englisch verfügbar. Sie solle die Menschen im Land und die internationale Öffentlichkeit mit "präzisen" Informationen über die für Sonntag geplante Volksabstimmung versorgen, teilte das Büro von Regierungssprecher Gabriel Sakellaridis am Mittwoch mit.
Auf dem Portal bezieht zugleich Ministerpräsident Alexis Tsipras in Statements ausführlich Stellung. "Meinungsäußerung ist ein hohes und heiliges Gut", heißt es etwa mit Blick auf die Volksabstimmung. Er hatte das Referendum zu den Reformvorschläge der Gläubiger überraschend angekündigt und seine politische Zukunft an ein "Nein" geknüpft.
Tsipras hatte am Wochenende überraschend eine Volksabstimmung über die Reformvorschläge der Gläubiger Griechenlands angekündigt und die Europartner so vor den Kopf gestoßen. Daraufhin scheiterten am Samstag die Verhandlungen der Euro-Finanzminister mit Athen.
Crowdfunding für Griechenland: Zehntausende spenden online
Griechenland retten ist möglich, dachte sich Thom Feeney. Der junge Brite startete eine Crowdfunding-Kampagne auf dem Portal Indiegogo - und sammelte bis Mittwochmittag bereits knapp 750.000 Euro. Mehr als 44.000 Menschen machten in den ersten drei Tagen mit, zeitweise war die Seite sogar offline, weil der Andrang so groß war.
"Es geht hier um etwas Ernstes", schrieb Feeney, der nach eigenen Angaben aus Nordengland kommt und in London lebt, am Mittwoch auf Twitter. "Volkswirtschaften sollte mit Investitionen und Anreizen geholfen werden. Nicht Sparmaßnahmen und Kürzungen."
Auf der Spendenseite fordert er auf, für drei Euro eine Postkarte mit dem Bild des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras, oder aber einen Feta-Oliven-Salat (6 Euro), Ouzo (10 Euro), griechischen Wein (25 Euro), einen Korb voller griechischer Lebensmittel (160 Euro) oder eine Woche Urlaub für zwei in Athen (5000 Euro) zu kaufen. Das Paket "Super-reiche gutherzige Person" für eine Million Euro (ohne Gegenleistung) hat noch niemand bestellt.
Feeney betont, dass er das Ganze durchaus ernst meint. Falls nicht genug zusammen käme, werde das Geld erstattet, schrieb er auf der Spendenseite. Besonders politisch fühle er sich nicht: "In meinen Augen ist das eher Hilfe für das griechische Volk als politisches Engagement." Wenn die Aktion Erfolg habe, solle das Geld den Menschen in Griechenland zugutekommen, über die Regierung oder "auf anderen Wegen".
dpa/fs - Bild: Aris Messinis (afp)