Knapp ein halbes Jahr nach den Mordanschlägen von Paris wird Frankreich erneut von einem islamistischen Attentat erschüttert. Nach einem Überfall auf ein Werk für Industriegase in der Nähe von Lyon wurde am Freitag die Leiche eines enthaupteten Mannes entdeckt. Die Polizei nahm nach Angaben des für Terrorismus zuständigen Staatsanwaltes François Molins einen 35-jährigen Mann fest, der Kontakt zur radikalislamischen Szene haben soll.
Der Anschlag wurde laut Molins vermutlich von einem Einzeltäter verübt. Es gebe bisher keine Hinweise auf einen Komplizen, sagte der Staatsanwalt am Freitag in Paris.
Gleichzeitig schätzte Molins die Situation als gefährlich ein. Die Fabrikation in dem Werk sei entsprechend den EU-Richtlinien in der nach der Katastrophe in Italien benannten Seveso-Kategorie eingestuft. Der mutmaßliche Täter Yassin S. sei von Feuerwehrleuten überwältigt worden, als er eine Azeton-Flasche öffnen wollte. Die Verbindung gilt als leicht entzündlich und in Verbindung mit Luft als explosiv.
Yassin S. war nach Angaben des Staatsanwaltes in dem Werk als Lieferant bekannt, ebenso das bei dem Anschlag benutzte Fahrzeug. Der Wagen sei für Lieferungen an die Fabrik benutzt worden, sagte Molins. Das Auto sei dabei entweder von dem Attentäter oder seinem Chef gesteuert worden. Nach Ankunft auf dem Gelände kurz vor halb zehn am Morgen fuhr Yassin S. das Fahrzeug in eine Halle, wo er laut Molins eine Explosion auslöste.
Der 53 Jahre alte Arbeitgeber des Täters ist das Todesopfer des Anschlags. Die enthauptete Leiche wurde laut Molins am Fabrikgelände gefunden, in der Nähe sei ein Messer entdeckt worden. Sein Kopf steckte auf einem Zaun, der die Fabrik umgibt. Dort waren auch eine schwarze und eine weiße Islamistenflagge zu sehen.
Neben dem wegen Beziehungen zu Salafisten bekannten Attentäter wurden laut Molins dessen Frau und seine Schwester sowie ein weiterer Verdächtiger festgenommen.
Der mutmaßliche Attentäter stand in Verbindung mit salafistischen Organisationen. Die Behörden stuften den Mann 2006 als potenzielle Gefahr für die Sicherheit ein und legten eine entsprechende Akte an, die 2008 nicht fortgeführt wurde. Zwischen 2011 und 2014 fielen Verbindungen zur salafistischen Bewegung in Lyon auf.
Im Januar waren bei Anschlägen auf die Satirezeitschrift «Charlie Hebdo», eine Polizistin und einen jüdischen Supermarkt in Paris 17 Menschen von islamistischen Terroristen getötet worden. Die Anschläge lösten international eine beispiellose Welle der Solidarität aus.
dlf/dop - Foto: Philippe Desmazes/AFP