Griechenland und seine Geldgeber haben sich auch in der Nacht nicht auf die Bedingungen für die Auszahlung weiterer Hilfsmilliarden einigen können. Sowohl die Gespräche des griechischen Premiers Alexis Tsipras mit den Gläubigern als auch die Beratungen der Euro-Finanzminister mussten ergebnislos vertagt werden. Die Gespräche sollen am Mittwoch weitergehen.
Laut Tsipras hat der Internationale Währungsfonds seine Verhandlungsposition verschärft. Der IWF soll die griechischen Reformvorhaben zu wackelig finden, weil sie weniger auf Ausgabenkürzungen, sondern vor allem auf Steuererhöhungen fußen – ohne wirkliche Erfolgsgarantie.
Tsipras steckt jetzt in einem doppelten Dilemma: Macht er keine weiteren Zugeständnisse an seine Geldgeber, wird es wohl keinen Deal geben. Lehnt er sich in Brüssel aber zu weit aus dem Fenster, platzt die Einigung zu Hause im Athener Parlament und damit möglicherweise auch seine Regierungsmehrheit.
Zur Stunde sitzen Vertreter von Griechenland, EU-Kommission, Zentralbank und IWF wieder zusammen, um nach einer Lösung zu suchen. Mittwoch Mittag beraten die Euro-Finanzminister, bevor die Staats- und Regierungschefs am Abend zu ihrem Sommer-Gipfel zusammenkommen.
Bei dem Gipfel wird es neben der griechischen Schuldenkrise auch um die Flüchtlingspolitik gehen. Die geplante Quote für Einwanderer soll inzwischen wegen des großen Widerstands – unter anderem aus Osteuropa – vom Tisch sein. Möglicherweise wird man sich auf einen Verteilungsschlüssel auf freiwilliger Basis einigen. Außerdem will der britische Premierminister David Cameron seine EU-Reformpläne präsentieren.
Alain Kniebs - Bild: LOUISA GOULIAMAKI