Frankreichs Präsident François Hollande hat mit US-Präsident Barack Obama über die neuen Abhörvorwürfe gegen den amerikanischen Geheimdienst NSA gesprochen. Dabei habe Obama seine Zusage bekräftigt, "mit Praktiken zu brechen, die in der Vergangenheit stattgefunden haben können und die zwischen Verbündeten inakzeptabel sind", teilte der Élyséepalast nach dem Telefonat am Mittwoch in Paris mit. Obama hatte vor rund eineinhalb Jahren angekündigt, Staats- und Regierungschefs befreundeter Länder nur noch zu überwachen, wenn die nationale Sicherheit der USA dies zwingend erforderlich macht.
Frankreichs Premierminister Manuel Valls hat die angeblichen amerikanischen Abhöraktionen gegen französische Politiker als sehr schweren Vertrauensbruch kritisiert. "Diese Praktiken sind anormal zwischen demokratischen Staaten, die seit langer Zeit Verbündete sind", sagte er am Mittwoch in der Nationalversammlung in Paris. "Nein, es ist nicht legitim, im Namen der nationalen Interessen die politische Kommunikation seiner engen Verbündeten und ihrer Mitarbeiter zu überwachen." Er berichtete von "Emotion und Wut" unter französischen Spitzenpolitikern.
Nach Informationen der Enthüllungsplattform Wikileaks hat der US-Geheimdienst NSA die letzten drei französischen Präsidenten abgehört. Frankreich reagierte empört. Die USA hatten betont, sie hörten Hollande nicht ab und hätten dies auch künftig nicht vor - zur Praxis in der Vergangenheit äußerte sich die Regierung allerdings nicht.
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dpa/mh