"Eine gute Grundlage für Fortschritte" - so hat der Kabinettschef von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker das überarbeitete Angebot der griechischen Regierung in der Nacht bezeichnet. Allerdings soll er hinzugefügt haben, dass man sich auf eine "Zangengeburt" einstelle.
Zum Inhalt der neuen Reformliste aus Athen ist offiziell bislang noch nichts durchgesickert. Griechische Zeitungen schreiben aber, Athen sei bereit, die Mehrwertsteuer im Bereich Tourismus zu erhöhen, die meisten Frührenten abzuschaffen und die Reichen des Landes mit einen Sondersteuer zu belegen. Im Gegenzug fordere Tsipras eine Umschichtung der Schulden.
Alexis Tsipras ist bereits am Sonntagabend in Brüssel angekommen. Den ganzen Tag will er mit den Geldgebern beraten, bevor am Abend die Staats- und Regierungschefs der Eurozone zusammenkommen.
Bereits am Mittag treffen sich die 19 Euro-Finanzminister. Sie werden prüfen, ob die von Athen angekündigten Lösungsvorschläge ausreichen, um verbleibende Gelder aus dem Hilfsprogramm für Griechenland auszuzahlen. Die aktuellen Mittel reichen ja nur bis zum 30. Juni aus.
Belgien bereite sich auf alle Szenarien vor, erklärte Finanzminister Johan Van Overtveldt. Auch für den Fall eines "Grexits" seien schon Vorkehrungen getroffen worden.
Tausende protestieren in Athen gegen Sparpolitik
In Athen sind Sonntagabend wieder 7.000 Griechen gegen die Sparpolitik und für eine harte Haltung gegenüber den Gläubigern des pleitebedrohten Landes auf die Straße gegangen. Teilnehmer skandierten vor dem Parlamentsgebäude in Athen "Stoppt die Privatisierungen." Einige riefen zum Austritt Griechenlands aus dem Euroland und zum "Bruch mit den Gläubigern" auf.
Zu der Kundgebungen kamen Sympathisanten der Regierung des linken Ministerpräsidenten Alexis Tsipras, die Gewerkschaft der Staatsbediensteten (ADEDY) sowie zahlreiche Organisationen der außerparlamentarischen Linken. Zudem war die rechtspopulistische Partei der Unabhängigen Griechen (Anel) vertreten, die zusammen mit Tsipras' Syriza das Land seit Januar regiert. (dpa/vrt/jp)
Alain Kniebs - Bild: Costas Baltas/In Time News/AFP