Mit einem Massenprotest haben zahlreiche Menschen in Italien gegen die Pläne der Regierung für mehr Rechte von Homosexuellen demonstriert. Bei dem "Family Day" versammelten sich am Samstag Menschen aus dem ganzen Land in Rom, um für das traditionelle Familienmodell zu kämpfen.
"Verteidigen wir unsere Kinder", "Gegen Adoptionsrechte für Homosexuelle" und "Gott hat Mann und Frau geschaffen" stand auf Transparenten. Die Veranstalter sprachen von einer Million Teilnehmer. Medien berichteten von etwa 300.000 Anhängern, Homosexuellenverbände nannten die Zahl 70.000.
Der Protest richtete sich gegen die Pläne der sozialdemokratischen Regierung von Ministerpräsident Matteo Renzi für eine eingetragene Partnerschaft homosexueller Paare. Italien ist stark katholisch geprägt und eines der wenigen EU-Länder, in denen gleichgeschlechtliche Partnerschaften rechtlich nicht anerkannt sind - obwohl viele Kommunen unter der Hand bereits Schwule und Lesben trauen.
Die Regierung will keine Homo-Ehe, dafür aber die eingetragene Lebenspartnerschaft durchsetzen. Bisher scheiterten die Pläne am Protest der Opposition. Auch der Vatikan mit seinem Sitz in Rom und die Kirche generell haben einen starken Einfluss auf die Politik.
Zu der Kundgebung in Rom strömten nun Alt und Jung, Familien mit und ohne Kindern, Erzkonservative genauso wie weniger Gläubige. Selbst ein Wolkenbruch aus heiterem Himmel konnte die Demonstranten nicht von ihrer Mission abbringen. Für sie besteht eine Familie aus Mutter, Vater und Kind. "Wir wollen unsere Kinder vor der Propaganda der Gender-Theorie schützen", erklärten die Veranstalter.
Zu dem Protest hatten unter anderem katholische Organisationen aufgerufen. Aber auch einige Muslime sowie rechtspopulistische Parteien unterstützten die Veranstaltung. "In der Welt der Religionen massakrieren sie sich gegenseitig, aber sie haben einen Punkt gefunden, in dem sie sich einig sind: Der Hass gegen Homosexuelle", sagte der Präsident des Homosexuellen-Verbandes Gaynet Italia, Franco Grillini.
Von einer "inakzeptablen Demonstration" gegen die Zivilrechte sprach der Reformen-Staatssekretär Ivan Scalfarotto, der gleichzeitig in Mailand bei einer Veranstaltung für Homosexuellen-Rechte war. In einem Interview fügte er an: "Wir sind 20 Jahre zu spät dran, und wir sind die einzigen in Europa, die keine Regeln für die Rechte für Homosexuelle und Transgender haben."
Von Annette Reuther, dpa - Bild: Tiziana Fabi/AFP