100 Tage lang hat Roland Siegloff 27 EU-Staaten bereist - immer auf der Suche nach den letzten Grenzen. Die wohl wichtigste von ihnen ist wohl das, was man "die Festung Europa" nennt. Viele sind bei dem Versuch, nach Europa zu gelangen, ums Leben gekommen, andere haben es geschafft. Diese Menschen zu treffen hat den Flüchtlingsdramen in der letzten Zeit ein Gesicht gegeben.
Roland Siegloff, langjähriger Korrespondent der Deutschen Presse Agentur (DPA) in Brüssel, hat viele Flüchtlinge getroffen und erfahren, was sie mitgemacht haben, welche Energie sie aufwenden mussten, um solche Fahrten auf sich zu nehmen.
Auch die andere Seite hat sich Siegloff angeschaut. Er hat etwa auf Malta Marinesoldaten getroffen, die mit der Seenotrettung betraut waren, und auch ihre Aufgabe ist emotional nicht immer einfach. Auch sie erleben schlimme Dinge, beispielsweise, wenn sie entscheiden müssen, wen sie als ersten retten. Oder wenn sie miterleben müssen, wenn Menschen ertrinken und sie nicht helfen können.
Europa hat sich abgeschottet nach außen hin, nach innen aber total geöffnet: Genau dieser Widerspruch ist es, der Siegloff nicht losgelassen hat. Nicht umsonst lautet der Titel seines Buches deshalb "Reise zu den letzten Grenzen: 100 Tage freie Fahrt durch die Festung Europa" (Grenzecho-Verlag).
Die totale Abschottung Europas sieht Siegloff als Irrweg. Seine Einschätzung: Die Flüchtlinge kommen so oder so. Die Menschen würden immer die Stelle suchen, wo es am einfachsten ist.
Bild: Csaba Segesvari/AFP
Welche Festung Europa?
Alleine in Deutschland werden dieses Jahr zwischen 5 und 600.000 illegale Einwanderer erwartet. Unter einer Festung stelle ich mir etwas anderes vor. Die ist in der Regel dicht.
Es stimmt, die Menschen kommen so oder so. Und wo ein Wille ist, ist ein Weg. Da spielt es auch keine Rolle, welche Einreisepolitik betrieben wird. Wenn die Menschen da, muss man sich mit ihnen befassen. Und auf Dauer funktioniert keine Abschottungspolitik. Dafür gibt es genügend historische Beweise wie z.B. die Abschottung Japans von 1630 bis 1853.
Herr Decker, wäre Europa keine Festung, wären die 600.000 Illegalen nicht illegal, sondern hätten zumindest die Möglichkeit, auf legalem Weg nach Europa zu kommen!
Und wäre Europa keine Festung, hätte es im Kölner Dom gestern keine 23000 Glockenschläge gebraucht.
Aha, jetzt geben die Gutmenschen uns Normalmenschen auch noch die Schuld, dass das Mittelmeer Europa von Afrika trennt.
Zwischen normalen und anderen Menschen ist in der Menschheitsgeschichte schon häufig unterschieden worden, Herr Scholzen. Ist selten gut gegangen.
Würde die EU das australische System praktizieren, wäre der Glöckner arbeitslos und nebenbei könnte die Versorgung der wirklich Verfolgten verbessert werden.
Darf ich nachfragen, was Sie mit "australischem System" genau meinen? Soweit mir bekannt ist, läuft die dortige Politik derzeit vor allem darauf hinaus, dass Flüchtende auf hoher See abgefangen und zurückgeschickt werden - meist ohne Prüfung auf etwaige Schutzbedüftigkeit. Mal davon abgesehen, dass derartige Pushbacks nach europäischer Rechtssprechung illegal sind: Wie genau kommt es "wirklich Verfolgten" zugute, wenn Flüchtende unterschiedslos abgewehrt werden? Woher nehmen Sie die Information, das europäische Asylsystem habe vor allem mit "nicht wirklich Verfolgten" zu tun? Haben Sie Zahlen? Und halten Sie es wirklich für einen klugen Ansatz, die Systeme zweier geographisch so unterschiedlicher Kontinente wie Australien und Europa miteinander zu vergleichen?
Leider schickt nicht nur Australien Flüchtlinge wieder zurück auf hoher See - um Malaysia rum wurde dies auch so praktiziert, wenn ein Flüchtlingsboot sich dem Land näherte wurde dies umgehend wieder auf hohe See zurück geschleppt und eskortiert - wobei ein klein wenig human waren die dann da doch in dem man die Flüchtlinge mit Trinkwasser und was zu Essen versorgt hatte - aber nichts desto trotz wurden sie ihrem Schicksal auf See überlassen.....dies hatte aber auch viele Proteste zufolge dass man einige der Flüchtlingsboote es gewährt hatte das Land anzusteuern - was danach geschieht will man hier gar nicht erst wissen.......bei vielen Berichterstattungen stellen sich einem nur die Nackenhaare auf.
Im Grunde genommen kann man sich hier doch glücklich schätzen nicht wie die aktuellen vielen Flüchtlinge selber auf der Flucht sein zu müssen - auch wenn ich nicht zur Zeit der Weltkriege geboren wurde, dafür meine Eltern - auch zu der Zeit war nur grausames zu erfahren, bei jedem einzelnen der schon zu der Zeit auf der Flucht gewesen ist und heute ist es noch viel grausamer wie dazumals.