Die Regierung von Helle Thorning-Schmidt hat die Wahl in Dänemark verloren. In der Nacht zum Freitag verkündete die Ministerpräsidentin auch ihren Rücktritt als Vorsitzende der Sozialdemokraten. Bei der Parlamentswahl am Donnerstag hatte die bürgerliche Opposition eine knappe Mehrheit errungen - vor allem dank eines Rekord-Erfolgs der Rechtspopulisten. Sie sind künftig nach den Sozialdemokraten zweitstärkste Kraft im "Folketing". Dennoch rückt wohl der Liberale Lars Løkke Rasmussen an die Spitze des Landes.
"Wir haben keine besonders gute Wahl gehabt", gestand Løkke Rasmussen in der Wahlnacht ein. Trotz herber Verluste habe seine Partei nun "eine Möglichkeit bekommen, in Dänemark die Führung zu übernehmen". Wie die aussehen soll, war angesichts des überragenden Ergebnisses der Dänischen Volkspartei aber zunächst noch unklar. Mehr als jede fünfte Stimme (21,1 Prozent) ging an die Rechtspopulisten. "Das ist so unwirklich", kommentierte deren Chef Kristian Thulesen Dahl.
Die Wahl hatte seine "Dansk Folkeparti" unter anderem mit dem Ruf nach einem Asyl-Stopp und der Wiedereinführung von Grenzkontrollen gewonnen. Während die "DF" im neuen Parlament auf 37 Sitze (+15) kommt, stehen den Liberalen künftig nur 34 Sitze (-13) zu. Mit 19,5 Prozent der Stimmen ist sie nur drittgrößte Partei.
Die Sozialdemokraten legten im Vergleich zur Wahl vor vier Jahren zwar ordentlich auf 26,3 Prozent der Stimmen (47 Mandate) zu. "Die Sozialdemokraten sind wieder stärkste Partei des Landes", erklärte Thorning-Schmidt stolz. Die Regierungsmacht musste die Partei trotzdem abgeben. "Heute Abend hat unser gemeinsamer Einsatz nicht so weit gereicht, wie wir gehofft haben", sagte die Ministerpräsidentin.
Vor Einbeziehung der vier Mandate, die auf den Färöer Inseln und Grönland vergeben werden, lag der bürgerliche Block mit 90 Mandaten vor dem Mitte-Links-Bündnis mit 85 Mandaten.
Koalitionspartner der Sozialdemokraten Wahlverlierer
Zu den großen Wahlverlierern in Kopenhagen gehörten die Koalitionspartner der Sozialdemokraten: Die Sozialliberalen sackten auf 4,6 Prozent der Stimmen (8 Sitze) ab. Auch die Volkssozialisten schnitten mit 4,2 Prozent (7 Sitze) deutlich schlechter ab als 2011. Etwas besser als bei der vergangenen Wahl schlug sich die linke Einheitsliste mit 7,8 Prozent (14 Sitze).
Die neue Partei "Die Alternative" des früheren dänischen Kulturministers Uffe Elbæk, die etwa einen grünen Wandel, einen "Veggie-Day" und eine 30-Stunden-Woche fordert, konnte mit 4,8 Prozent der Stimmen (9 Mandate) ins "Folketing" einziehen.
Im bürgerlichen Block feierte die liberale Allianz Zugewinne (7,5 Prozent/13 Mandate), während die Konservativen auf 3,4 Prozent (6 Mandate) zurückfielen. Die Christdemokraten verpassten die Zwei-Prozent-Hürde für den Einzug ins "Folketing" deutlich (0,8 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag mit 85,8 Prozent unter der der Parlamentswahl 2011 (87,7 Prozent).
Thorning-Schmidt hatte vor vier Jahren als erste Frau den Sprung an die Regierungsspitze geschafft und den damaligen Staatsminister Løkke Rasmussen abgelöst. "Ich bin Dänemarks erste Ministerpräsidentin. Aber ich werde nicht die letzte sein", sagte die 48-Jährige nach ihrer Niederlage in der Nacht zum Freitag mit Tränen in den Augen.
Rechtspopulist Thulesen Dahl: Der neue starke Mann in Dänemark
Ministerpräsident wird Kristian Thulesen Dahl (45) wohl nicht. Doch in der dänischen Politik dürfte der Rechtspopulist in den kommenden Jahren der neue starke Mann sein, der die Strippen zieht. Mit seiner "Dansk Folkeparti" (DF) hat der Lehrersohn Dänemark nach rechts gerückt. Die erste Parlamentswahl mit ihm als Parteichef ist zugleich die erfolgreichste in der Geschichte der Rechtspopulisten.
Nachdem "Kronprinz Kristian" den Parteivorsitz 2012 von der damaligen DF-Chefin Pia Kjærsgaard übernommen hatte, gab der charismatische Familienvater der Dänischen Volkspartei einen neuen strategischen Anstrich: ein weniger scharfer Ton, dafür mehr Fokus auf sozialen Themen. Wenn Parteimitglieder allzu extreme Ansichten äußerten, wies er sie in die Schranken. Seitdem kennt seine Partei nur eine Richtung: nach oben.
Der glühende Fußballfan (angeblich vom FC Liverpool), der ursprünglich aus einer sozialliberalen Familie stammt, wird für seine kontrollierte und besonnene Art über seine Partei hinaus bewundert. Freunde habe er aber wenige, soll er nach Medienberichten einmal gesagt haben. Im Parlament hat Thulesen Dahl den Ruf, zwar nahezu immer zu spät zu kommen, dafür aber bestens vorbereitet zu sein.
dpa/est - Bild: Linda Kastrup (afp)
Sind es "Rechte" redet die Presse von Populisten. Sind es Linksradikale und verkappte Kommunisten wie z.B. in Griechenland, redet man vom Berücksichtigen des Wählerwillens. Ich würde mich über Aufklärung seitens der Redaktion freuen.
Populismus ist das Lieblingswort, wenn es um rechte Parteien geht. Weil die Medien keine Argumente haben? Wieder eine Klatsche für die Mainstreamparteien und - medien.