"Ich habe nicht viel Hoffnung", hatte Eurogruppen-Chef Jereon Dijsselbloem bereits vor Beginn des Treffens der Finanzminister erklärt. Und so wurde nach der nur einstündigen Sitzung deutlich, was davor ohnehin schon klar war: Die griechische Regierung will die Konditionen für weitere Hilfsmilliarden nicht akzeptieren und den Euro-Partnern gehen die Reformen Athens nicht weit genug. Nach der Eurogruppe ist also vor der Eurogruppe.
Weil die Zeit drängt und Griechenland schon in elf Tagen die Zahlungsunfähigkeit droht, sollen es jetzt die Staats- und Regierungschefs der Euro-Länder richten. Der für Montagabend in Brüssel angesetzte Sondergipfel ist aber kein Treffen der Hoffnung, sondern eher der Verzweiflung. Es sei dringend Zeit, auf höchster politischer Ebene über die Lage in Griechenland zu beraten, erklärte Ratspräsident Donald Tusk.
"Wenn es zum Grexit kommen sollte, also zum Austritt Athens aus der Eurozone dann ist das einzig und allein die Schuld der griechischen Regierung", erklärte Finanzminister Johan Van Overtveldt.
Athen begrüßt Sondergipfel - Tsipras: "Es wird eine Lösung geben"
Der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras hat am Freitagmorgen die Einberufung eines Sondergipfels der Euro-Staaten am Montag zum Thema Griechenland begrüßt. Athen wollte, dass die Verhandlungen auf dieser höchsten Ebene stattfinden. "Wir arbeiten jetzt für den Erfolg dieses Treffens", erklärte Tsipras schriftlich.
"Es wird eine Lösung geben auf der Grundlage des Respekts der Regeln der EU, aber auch der Demokratie", erklärte Tsipras weiter. Dies werde Griechenland erlauben, den Weg zu Wachstum im Euroraum zu finden. Diejenigen, die auf Szenarien des Terrors (Gerüchte über einen Zusammenbruch der griechischen Banken) setzten, lägen falsch. (dpa/est)
Tausende demonstrieren in Athen für den Verbleib im Euroland
Tausende haben am Donnerstagabend in Athen für einen Verbleib Griechenlands im Euroland demonstriert. Die Kundgebung stand unter dem Motto: "Wir bleiben in Europa". Die Menschen forderten, dass sich die Regierung unter Ministerpräsident Alexis Tsipras mit den Partnern und Gläubigern verständigt, damit Griechenland den Euro als Währung behalten kann. Zu der Demonstration hatten Sympathisanten und Wähler der oppositionellen konservativen Partei Nea Dimokratia sowie der Sozialisten (Pasok) und anderer pro-europäischer Organisationen und Vereinigungen aufgerufen. Auch mehrere Abgeordnete dieser Parteien nahmen an der Kundgebung teil.
Viele Demonstranten machten mit Trillerpfeifen Lärm, um damit - wie sie sagten - die Bürger Griechenlands "aufzuwecken". Ihrer Ansicht nach könnte das Land bald in den Abgrund stürzen, sollte die Links-Rechts-Regierung ihre "unnachgiebige" Verhandlungstaktik mit den Gläubigern fortsetzen, hieß es.
Am Vorabend hatten Tausende linke Bürger für eine harte Haltung gegenüber den Gläubigern des pleitebedrohten Landes demonstriert. Analysten sahen in den beiden Demonstrationen Anzeichen für eine gefährliche Spaltung des Landes. Die Bürger würden langsam in ein pro-europäisches und ein euroskeptisches Lager geteilt, hieß es in mehreren Kommentaren im griechischen Rundfunk am Donnerstag. (dpa/est)
Bild: Thierry Monasse (afp)