"Heute ist der 18. Juni, da will doch keiner neues Waterloo", sagte geschichtsbewusst der französische EU-Wirtschafts- und Währungskommissar Pierre Moscovici. "Wir wollen jedenfalls nicht, dass ein Land alleine gegen alle steht."
Genauso sieht es im Moment allerdings aus. Viele Euroländer haben es satt. Im Februar stand schon einmal die Gefahr einer griechischen Staatspleite im Raum. Und schon damals forderte man konkrete und bezifferte Reformversprechen von der griechischen Regierung. Jetzt, vier Monate später, ist man keinen Schritt weiter. "Hat sich was verändert", fragen Journalisten den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble. Abgesehen davon, dass man eben diesmal in Luxemburg tagt, sei weiter Geduld angesagt.
Der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis gab ein doch kryptisches Statement ab: "EZB-Präsident Mario Draghi hat mal gesagt, dass der Euro nur dann erfolgreich ist, wenn er überall erfolgreich ist, also auch in Griechenland. Heute wird die griechische Regierung Ideen vorstellen, die sich an diesen Grundsatz anlehnen." Und dann fügte er noch hinzu: Ziel sei, teuren Streit durch effiziente Lösungen zu ersetzen. So mancher Kaffeesatzleser will hier zwischen den Zeilen Kompromissbereitschaft beim Griechen herausgehört haben.
Viele seiner Kollegen glauben's aber wohl erst, wenn sie es auch sehen. "Optimistisch ist keiner von denen, mit denen ich heute gesprochen habe", sagte der irische Finanzminister Michael Noonan. Der belgische Finanzminister Johan Van Overtveldt sah das genauso. Athen muss jedenfalls was anderes vorschlagen, als bisher. Er sei da allerdings eher skeptisch.
Zwei Deadlines
Erstens: Am 30. Juni muss Griechenland die gebündelten Monatsraten der Kredite des Internationalen Währungsfonds zahlen: 1,6 Milliarden Euro. Beobachter sind sich einig, dass Griechenland dieses Geld nicht hat. Obendrauf kommt dann aber das zweite Problem: ebenfalls Ende des Monats läuft das Hilfsprogramm aus. Athen kann kein frisches Geld mehr von seinen Gläubigern bekommen. Nur knüpfen die Eurostaaten und auch der IWF ein neues Hilfsprogramm an Bedingungen, eben besagte Reformversprechen. Der IWF ist seinen Mitgliedern gegenüber verspflichtet, machte IWF-Chefin Christine Lagarde klar. "Ohne ein glaubwürdiges Reformprogramm der Griechen können wir den 188 Staaten nicht unter die Augen treten." "Wenn es zumindest mal eine Liste von Reformversprechen aus Athen geben würde, dann sind wir natürlich bereit, darüber zu diskutieren", fügt Lagarde hinzu.
"Wir sind keine Unmenschen", betonte auch EU-Kommissar Pierre Moscovici. Entgegen der Darstellung aus Athen wolle man keine Rentenkürzungen. Die Kommission verlange auch nicht, dass die Mehrwertsteuer etwa auf Strom angehoben werde, darunter würden ja nur die kleinen Leute leiden. Man fordere nur Reformen, die das Land auf gesündere Beine stellen würden.
Weil aber die Griechen sich bislang aber mehr oder weniger in Totalverweigerung geübt haben, will so mancher inzwischen nichts mehr ausschließen, trotz aller bisherigen Einheitsbekundungen. "Klar werden wir auch über einen Plan B reden", sagte etwa Finanzminister Johan Van Overtveldt. Eins müsse doch wohl klar sein: So kann es nicht weitergehen.
Viel Zeit bleibt jedenfalls nicht mehr. Spekuliert wird schon über einen neuen Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs am Sonntag...
Bild: Thierry Monasse (afp)