Seit Sonntag versuchen Experten des britischen Ölkonzerns BP mit ferngesteuerten Mini-Robotern das Leck an der Ölquelle in rund 1500 Metern Tiefe abzudichten - bislang vergeblich.
Schätzungsweise 140 Tonnen Rohöl fließen derzeit täglich ins Meer, berichtet die Zeitung "Houston Chronicle". Sollten weitere Versuche fehlschlagen, könnte Öl sogar mehrere Monate ins Meer sprudeln.
Etwa 1500 Quadratkilometer Meeresfläche vor der Küste von Louisiana waren am Montag bereits von einem Ölfilm bedeckt.
"Jeder bereitet sich auf Auswirkungen an der Küste vor", sagte Konteradmiral Mary Landry von der Küstenwache. Man habe Anrainerstaaten wie Florida und Alabama auf die drohenden Gefahren hingewiesen.
Umweltschützer befürchten, dass das Öl Strände verschmutzt und Sumpfgebiete sowie Brutstätten für Vögel zerstört.
Verschiedene Versuche
Die Experten versuchen, den Ölfilm an der Meeresoberfläche auch mit Hilfe von Chemikalien aufzusaugen. Doch starke Winde und hohe Wellen erschweren die Reinigungsversuche. Das stürmische Wetter hält das Öl aber auch von der Küste weg. Am Montagvormittag (Ortszeit) lag der Ölteppich nach Angaben von US-Medien rund 45 Kilometer vor der Küste Louisianas.
Das Öl tritt nach Angaben von BP an zwei Stellen aus: Am letzten Bohrloch der versunkenen Plattform und aus einem Leck in einer Rohrverbindung, die zu dem Bohrloch führt. Die Experten hatten gehofft, dass ein automatisches Ventil-Verschlusssystem einen Ölaustritt verhindern würde - was offensichtlich nicht funktionierte. Ein Unterwasser-Roboter sollte das System aktivieren. Das war bis Sonntag aber ebenfalls nicht gelungen, schrieb der "Houston Chronicle".
Doug Suttles, ein Hauptverantwortlicher für die Rettungsaktion bei BP, äußerte sich am Sonntagabend skeptisch: "Die Aktion ist sehr komplex und möglicherweise nicht erfolgreich." Ein weiterer Versuch, das Leck einzudämmen, würde zwei bis drei Monate dauern. Dabei müsste ein Nebenzugang zu dem Bohrloch geschaffen werden, um es zu schließen. Noch nie zuvor sei eine solche Aktion so tief im Meer ausprobiert worden, meinte Suttles. "Daher müssen wir vorsichtig sein."
Als weitere Variante könnten die BP-Experten versuchen, eine kuppelartige Konstruktion über das Bohrloch zu stülpen. Das austretende Öl könnte dann in einen Tank an die Meeresoberfläche geleitet werden.
Es war einmal eine Bohrinsel
Die Bohrinsel "Deepwater Horizon", die BP vom Unternehmen Transocean geleast hat, war am vergangenen Dienstag nach einer schweren Explosion in Brand geraten und zwei Tage später gesunken. An Bord waren zum Zeitpunkt des Untergangs auch schätzungsweise 2100 Tonnen Diesel zum Antrieb der Maschinen. Elf der mehr als 120 Arbeiter sind vermisst und vermutlich ums Leben gekommen. Die Suche nach ihnen wurde eingestellt.
Das Unglück im Golf von Mexiko könnte auch politische Auswirkungen haben: Erst kürzlich hatte US-Präsident Barack Obama in einer energiepolitischen Kehrtwende Ölbohrungen vor den Küsten genehmigt. Er begründete dies unter anderem mit neuen, umweltschonenden Technologien. Trotz des Unglücks gibt sich die Ölindustrie zuversichtlich. Experten gehen davon aus, dass die Bohrungen im Golf von Mexiko trotz des Unfalls weitergehen.
Peer Meinert (dpa) - Bild: epa