Kurz vor Beginn des G7-Gipfels ist US-Präsident Barack Obama am Sonntagmorgen auf dem Münchner Flughafen gelandet.
Mit Blasmusik wurde der US-Präsident auf dem Rollfeld des Flughafens begrüßt. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer nahm den Staatsgast in Empfang, der ohne Ehefrau Michelle angereist war. Auf dem Rollfeld ging Obama an einer Reihe bayerischer Bürger in Trachten entlang und schüttelte jedem die Hand. Kurze Zeit später stieg der Präsident der Vereinigten Staaten in einen US-Hubschrauber in einen Hubschrauber um und flog in Begleitung von zwei anderen Helikoptern weiter nach Krün.
Präsident gibt sich gut gelaunt
"Grüß Gott", sagte der US-Präsident am Sonntag auf Deutsch zu Beginn seiner Rede im kleinen Ort Krün. Ein gut aufgelegter Obama witzelte gleich los: "Ich habe meine Lederhose vergessen." Aber er könne sich ja vielleicht in Bayern noch eine zulegen. In Krün habe er außerdem die "beste Alphorn-Performance" seines Lebens gehört, sagte Obama bei strahlendem Wetter vor Alpenpanorama.
US-Präsident Barack Obama hat zudem die deutsch-amerikanische Freundschaft gewürdigt. "Heute morgen feiern wir eines der stärksten Bündnisse, das die Welt je gekannt hat", sagte er. "Ich bin in Dankbarkeit für die gemeinsame Geschichte hierher gekommen." Obama verwies auf die große Zahl bayerischer Einwanderer in seiner Heimatstadt Chicago.
Die USA seien "ein so wesentlicher Partner, dass wir eng kooperieren, weil wir es im gegenseitigen Interesse brauchen, weil wir es wollen und weil wir gemeinsame Werte teilen", sagte Merkel. Ohne die Geheimdienstaffäre beim Namen zu nennen betonte Merkel: "Trotz mancher Meinungsverschiedenheiten, die wir heute haben, ist Amerika, sind die Vereinigten Staaten von Amerika unser Freund, unser Partner." Zu Obama gewandt, sagte Merkel, es sei ihr eine große Freude, dem US-Präsidenten "ein Stück deutsches Kulturgut, ein Stück bayerisches Kulturgut" zu zeigen.
Nach der kurzen Rede setzte sich Obama mit Kanzlerin Angela Merkel an einen Biertisch, es gab eine zünftige Brotzeit - und Bier. Anschließend geht es zum Treffen der Staats- und Regierungschefs sieben großer Industriestaaten im Schloss Elmau.
Die US-Führung hatte angekündigt, bei Treffen der großen Industrienationen das russische Vorgehen im Ukraine-Konflikt anzusprechen. Der russische Präsident Wladimir Putin war wegen der Annexion der Krim im vergangenen Jahr aus der G8 ausgeschlossen worden.
Die deutsch-amerikanische Geheimdienstaffäre will Merkel bei ihrem Gespräch mit Obama allerdings nicht zu einem großen Thema machen, wie sie angekündigt hatte.
Griechenland Thema bei G7-Gipfel
Auch die griechische Finanzkrise wird die Staatenlenker beschäftigen. Merkel und der französische Präsident François Hollande telefonierten mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras. Das bestätigte Regierungssprecher Steffen Seibert am Samstag. Wie es aus Kreisen der Regierung in Athen hieß, vereinbarten die drei Politiker, sich am Mittwochabend in Brüssel am Rande des EU-Gipfels mit den Ländern Lateinamerikas und der Karibik zu treffen. Griechenland steht vor der Staatspleite.
Industriekonzerne fordern G7 zum Handeln beim Klima auf
Hochrangige Wirtschaftsführer aus aller Welt haben sich vor dem Auftakt des G7-Gipfels in Elmau weitreichenden Forderungen zum Klimaschutz angeschlossen. 106 Unternehmen aller Branchen unterstützen eine Initiative gegen schädliche Treibhausgase. Dazu zählen Konzerne wie der Versicherungskonzern Axa, der schwedische Möbelhändler Ikea, aber auch der japanische Autohersteller Nissan und der französische Energiekonzern EDF. Aus Deutschland sind unter anderem die Commerzbank, die TUI-Group und SAP dabei.
"Wir wollen ein weltweites Klimaabkommen, das erreicht, dass der Ausstoß von Treibhausgasen deutlich vor Ende des Jahrhunderts auf Null reduziert wird", sagte Nigel Topping, Vorstandschef der Initiative "We Mean Business" am Sonntag. Es müsse bei der UN-Klimakonferenz in Paris im Dezember ein starkes Abkommen geben. Darin sollten alle Länder aufgefordert werden, Wege für einen Verzicht auf fossile Energieträger bis 2050 aufzuzeigen.
Hohe Sicherheitsmaßnahmen
Der Gipfelort selbst ist weiträumig abgesperrt. Mehr als 20.000 Polizisten sind in Südbayern im Einsatz. Schloss Elmau bleibt eine demonstrationsfreie Zone. Eine zunächst zugelassene Mini-Demonstration von 50 Gipfelgegnern nahe Elmau wird es diesem Sonntag nun doch nicht geben. Das entschied der Bayerische Verwaltungsgerichtshof am Samstagabend.
Zum Auftakt in die heiße Gipfelphase hatten Tausende Demonstranten am Samstag ein buntes Signal gegen Globalisierung, Armut und staatliche Überwachung gesetzt. Bei einer Auseinandersetzung während der Demonstration in Garmisch-Partenkirchen wurden mindestens ein Polizist sowie einzelne Demonstranten verletzt. Das Aktionsbündnis "Stop G7" sprach von massiver Polizeigewalt. Die Polizei gab an, sie sei provoziert worden.
Offiziell soll der Gipfel um 13.00 Uhr mit der Ankunft der übrigen Staats- und Regierungschefs der sieben großen Industrienationen (G7) beginnen.
G7-Gegner blockierten am Morgen kurzfristig die Bundesstraße 2 in Garmisch-Partenkirchen. Etwa zehn Aktivisten setzten sich im Ortsteil Höfle auf die Straße Richtung Elmau und Mittenwald. Beamte beendeten die Blockade kurze Zeit später wieder. Schloss Elmau ist etwa zehn Kilometer Luftlinie von Garmisch-Partenkirchen entfernt.
Der G7-Gipfel dauert bis Montag. Eingeladen sind die Staats- und Regierungschefs der USA, Kanadas, Frankreichs, Italiens, Japans und Großbritanniens.
dpa/okr Bild: Christof Stache