Der Internationale Währungsfonds (IWF) bleibt bei der Lösung der Griechenland-Krise nach Darstellung der deutschen Kanzlerin Angela Merkel weiter mit im Boot. "Ich habe ... nicht gehört, dass sich der IWF jetzt zurückziehen will, sondern es geht um einen gemeinsamen Vorschlag", sagte Merkel "RTL Aktuell". In dem Interview sprach sie sich nach Angaben des Senders vom Donnerstag erneut für den Verbleib Athens in der Währungsunion aus: "Ich werde weiter darauf hinarbeiten, dass Griechenland in der Eurozone bleiben kann." Auch der IWF ziehe einen Austritt nicht in Betracht. Sie habe nicht davon gehört, "dass der IWF sich das vorstellt", sagte Merkel.
Die Kanzlerin mahnte eine rasche Lösung und Kompromissbereitschaft an. Die Arbeit müsse "eher beschleunigt werden als verlangsamt werden", denn das aktuelle Hilfsprogramm laufe am 30. Juni aus. "Wir von unserer Seite sind guten Willens, aber der gute Wille allein reicht nicht. Zum Schluss müssen die Rechnungen auch aufgehen."
Der IWF, die Europäische Zentralbank (EZB) und die EU-Kommission hatten sich auf einen gemeinsamen Vorschlag für eine Einigung mit der griechischen Regierung verständigt. Zuvor hatten die Spitzen dieser drei Geldgeberinstitutionen bei einem Treffen in Berlin mit Merkel und Frankreichs Präsident François Hollande das weitere Vorgehen beraten. Der Athener Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte wiederum Europäern und IWF einen griechischen Vorschlag vorgelegt.
Zu aktuellen Verhandlungen von Tsipras mit der EU-Kommission sagte Merkel: "Ich habe da im Augenblick noch überhaupt keine Aktien dran." Es gehe darum, dass die drei Institutionen ein gemeinsames Verständnis haben, mit Griechenland verhandeln und ein Ergebnis der Eurogruppe vorlegen. "Das heißt, der Ball liegt dort, und dann wird man sehen, was sie uns vorschlagen als eine Möglichkeit." Basis sei das bestehende Programm, und dazu müsse eine Lösung gefunden werden.
Tsipras will sein Parlament zum Stand der Dinge informieren
Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras will am Freitagabend das Parlament in Athen über den Stand der Verhandlungen mit den Gläubigern seines Landes unterrichten. Dies teilten am Donnerstag Kreise des Büros des griechischen Regierungschefs mit. Derzeit wird in Brüssel um einem Kompromiss im Schuldenstreit mit Athen gerungen, um die drohende Staatspleite des Landes abzuwenden.
Dazu hatten sich EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der griechische Regierungschef Alexis Tsipras und Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem in der Nacht zum Donnerstag in Brüssel getroffen und intensiv nach einer Lösung gesucht. Die Gespräche sollen in den kommenden Tagen fortgesetzt werden, hieß es anschließend.
Tsipras hat im Inland Probleme in der eigenen Partei. Zahlreiche Minister und Abgeordnete lehnen die geforderten Sparmaßnahmen ab. Der linke Flügel der Regierungspartei Syriza vertritt die Ansicht, das Volk solle entscheiden, ob die von den Gläubigern verlangten Einschnitte umgesetzt werden sollten.
dpa/fs - Bild: Adam Berry (afp)