Italien hat am Sonntag des 100. Jahrestages seines Eintritts in den Ersten Weltkrieg gedacht. Staatspräsident Sergio Mattarella legte auf der Piazza Venezia in Rom einen Blumenkranz am Grab des Unbekannten Soldaten nieder. Papst Franziskus nannte den Krieg "ein sinnloses Massaker" und rief dazu auf, für die Opfer und den Frieden zu beten. In der mehrheitlich deutschsprachigen Provinz Südtirol weigerten sich Behörden, die Nationalflagge wie von Italiens Regierung angewiesen vor offiziellen Gebäuden zu hissen.
Landeshauptmann Arno Kompatscher hatte zuvor erklärt, der Beginn eines Krieges, der Tod und Leid gebracht habe, verdiene es nicht, gefeiert zu werden. Er wäre stattdessen bereit gewesen, die Fahnen auf halbmast zu setzen - so wurde es etwa auf Anweisung des scheidenden Bürgermeisters Luigi Spagnolli in der Provinzhauptstadt Bozen gemacht, wo am Sonntag Stichwahlen stattfanden. Beide Politiker erklärten sich aber bereit, sich an einer landesweiten Schweigeminute zu beteiligen.
Kritik kam von der Rechtspartei Fratelli d'Italia (Brüder Italiens). Wenn Kompatscher sich schäme, in Italien zu leben, könne er in ein anderes Land gehen, sagte Parteichefin Giorgia Meloni. Am 24. Mai 1915 war das bis dahin neutrale Italien in den Krieg eingetreten. Südtirol wurde nach Kriegsende vom Verlierer Österreich-Ungarn abgetrennt und Italien zugeschlagen. Im Krieg starben rund 650.000 italienische Soldaten und 600.000 Zivilisten.
dpa/mh