Ärzte in Barcelona haben nach eigenen Angaben weltweit erstmals ein vollständiges Gesicht verpflanzt. Der 22-stündige Eingriff sei bereits vor etwa einem Monat erfolgt und erfolgreich verlaufen. 30 Mediziner waren an der Operation im Krankenhaus Vall d'Hebron in Barcelona im Einsatz.
Wie der Leiter des Ärzteteams Barret mitteilte, war das Gesicht des Patienten durch eine Verletzung so sehr entstellt, dass der junge Mann kaum atmen, schlucken und sprechen konnte.
Nach Angaben des Chirurgen waren bis dahin in verschiedenen Ländern der Welt zehn Gesichtstransplantationen erfolgt, bei denen aber jeweils nur Teile verpflanzt worden waren. Bei der Operation in Barcelona seien nicht nur die Haut und Muskeln des Gesichts verpflanzt worden, sondern auch die Nase, die Lippen, der Oberkiefer, die Zähne, der Gaumen, die Wangenknochen und das Kinn, sagte Barret.
Der junge Mann sehe dem Spender keineswegs ähnlich. Das verpflanzte Gesicht sei den Formen des Schädels und des ursprünglichen Antlitzes des Empfängers angepasst worden. «Der Patient wird nicht mit dem Gesicht eines Anderen durch die Straßen laufen», betonte der Chirurg.
Barret sprach sich dafür aus, Gesichtstransplantationen nur in äußersten Notfällen vorzunehmen, wenn lebenswichtige Körperfunktionen betroffen seien. In keinem Fall sollte ein Gesicht aus Gründen der Ästhetik verpflanzt werden. Der Patient habe nun noch eine harte Phase der Rehabilitation vor sich. Danach werde er voraussichtlich beinahe wieder ein Leben führen wie vor dem Unfall. Vor dem Eingriff sei er von Psychologen auf seine Eignung untersucht worden.
Die weltweit erste Empfängerin eines neuen Gesichts war die Französin Isabelle Dinoire im Jahr 2005. Bei der Operation erhielt sie das Unterteil des Gesichtes - ein Dreieck aus Nase, Mund und Kinnpartie - von einer hirntoten Organspenderin. Zehn Monate nach der Operation konnte Dinoire ihre Lippen ganz schließen, nach 18 Monaten wieder normal lächeln.
dpa/jp