Bei der Polizeiaktion gegen bewaffnete Albaner in der mazedonischen Stadt Kumanovo sind mindestens fünf Beamte getötet und etwa 30 weitere zum Teil schwer verletzt worden. Der Einsatz in der Stadt an der Grenze zu Serbien und dem Kosovo sei noch nicht beendet, sagte Innenministerin Gordana Jankulovska am späten Samstagabend in Skopje. Über die Zahl weiterer Toten unter den Bewaffneten und der Zivilbevölkerung wollte sie keine Angaben machen.
Auch am Sonntagmorgen waren immer noch Schüsse zu hören, berichtete die lokale Zeitung "Kumanova Sot". Hubschrauber kreisten wieder über der fast nur von Albanern bewohnten Stadt 40 Kilometer nordöstlich von Skopje. 27 Bewaffnete hätten sich der Polizei ergeben, hatten Medien am Vorabend berichtet.
Brüssel in Sorge um Mazedonien
Hunderte Einwohner der drittgrößten Stadt im Land flüchteten über die Grenze nach Südserbien, wo ebenfalls Albaner wohnen. Belgrad hatte zusätzliche Sonderpolizeikräfte in Richtung Grenze in Marsch gesetzt und hat für Sonntag eine Sitzung des Sicherheitsrats einberufen.
Die EU zeigte sich über die bewaffnete Auseinandersetzung besorgt und rief zum Ende des Blutvergießens auf. Eine weitere Eskalation müsse vermieden werden, erklärte der für Nachbarschaftspolitik verantwortliche EU-Kommissar Johannes Hahn am späten Samstagabend in Brüssel. Alle Beteiligten müssten Zurückhaltung zeigen.
Belgrader Zeitungen beschwören Gefahr eines "Groß-Albanien"
Vor dem Hintergrund des bewaffneten Konflikts haben serbische Medien vor der Bildung eines Groß-Albaniens gewarnt. "Groß-Albanien klopft an die Tür", prangte am Sonntag auf dem Titel der größten Zeitung "Blic" in Belgrad: Es drohe ein "Groß-Albanien", das neben der Republik Albanien, dem fast nur noch von Albanern bewohnten Kosovo sowie West-Mazedonien und dem Osten von Montenegro auch Teile des nordwestlichen Griechenland umfassen werde. "Serbien droht Krieg", titelt die Zeitung "Kurir".
Bis zu 30 Prozent der zwei Millionen Einwohner des EU-Kandidaten Mazedonien sind muslimische Albaner, die Mehrheit bilden orthodoxe Slawen. Zuletzt war es im Jahr 2001 zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen gekommen, die nur durch Vermittlung der EU beendet werden konnten.
dpa/rkr - Bild: Tomislav Georgiev (afp)