Trümmer, fehlende Logistik und der schlechte Handy-Empfang erschweren den Helfern die Arbeit im Erdbebengebiet. Das berichtete das UN-Büro für Katastrophenhilfe (Ocha) in der Nacht zum Donnerstag. Bei dem Beben der Stärke 7,8 am Samstag waren nach Angaben vom Donnerstag in Nepal fast 5.500 Menschen ums Leben gekommen. In den Nachbarländer Indien und China zusammen starben wenigstens 100 Menschen. Helfer fürchten, dass die Zahl noch deutlich steigt, wenn weitere abgelegene Regionen in Nepal erreicht werden. In der Hauptstadt Kathmandu wurde am Donnerstagmorgen ein 15-jähriger Junge lebend aus den Trümmern eines Hauses gezogen.
Unterstützung für die Menschen in Nepal kommt aus aller Welt - von einfachen Menschen im Nachbarland Indien, die Essenspakete schicken, bis hin zu US-Präsident Barack Obama, der mit Nepals Ministerpräsident Sushil Koirala telefonierte. Auch Fußballstars gehören zu den Unterstützern. Bei der Partie der spanischen Clubs Real Madrid gegen Almería legten die Spieler eine Schweigeminute ein und trugen T-Shirts mit der Aufschrift: "Todos con Nepal" (Alle für Nepal).
Zahlen der Vereinten Nationen
Die Zahlen der Vereinten Nationen machen das ganze Ausmaß der Katastrophe deutlich: Acht Millionen Betroffene, davon brauchen 3,5 Millionen Menschen Nahrungsmittel. 2,8 Millionen Menschen sind den Schätzungen zufolge obdachlos. Bislang gelingt es nur einzelnen Teams, Kathmandu zu verlassen. US-Katastrophenhelfer haben die stark betroffene Stadt Bhaktapur erreicht, um nach Verschütteten zu suchen, sagte die Sprecherin im State Department, Marie Harf.
Die UN koordiniert mittlerweile mehr als 1700 spezialisierte Helfer aus mindestens 22 Ländern in Nepal, darunter das belgische B-Fast-Team. Derzeit verteilen sie vor allem Planen, Zelte, Decken und Hygiene-Sets. Allerdings mache es ihnen zu schaffen, dass es in den Zeltstädten keine Verwaltung gebe und bislang keine Daten erhoben wurden, was die Menschen dort brauchen.
Zahlreiche Bewohner Nepals sind wütend auf die Regierung ihres Landes. Sie glauben, dass nicht genug getan wird, um Lebensmittel und Wasser zu verteilen. Als Premierminister Koirala den Stadtteil Basantapur in Kathmandu besuchte, hätten zahlreiche Überlebende ihn umzingelt und ihrem Zorn Ausdruck verliehen, berichtete die Zeitung "Kantipur" online. Hunderte Menschen hätten auch vor Regierungsgebäuden demonstriert. Sie forderten demnach, die Regierung solle Busse zur Verfügung stellen, damit sie Kathmandu verlassen und zu Verwandten fahren können.
UN-Helfer bitten um 380 Millionen Euro
Nach dem Erdbeben in Nepal mit mehr als 5000 Toten benötigen UN-Hilfsorganisation für weitere Nothilfe nach eigenen Angaben 415 Millionen Dollar (380 Millionen Euro). Mit dem Geld sollen in den kommenden drei Monaten unter anderem Unterkünfte für eine halbe Million Menschen finanziert werden, die durch das Erdbeben am 25. April ihr Obdach verloren.
Auch für die Versorgung von mehr als vier Millionen Nepalesen mit sauberem Wasser und Nahrung sowie für die medizinische Betreuung der mehr als 10.000 Verletzten seien erhebliche Mittel erforderlich, erklärte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) am Mittwoch in Genf. Durch das Beben seien mehr als 70.000 Häuser zerstört und mehr als 530.000 Wohnungen beschädigt worden.
Die UN-Organisationen hoffen, mit den erbetenen Spenden in den nächsten Wochen und Monaten auch Hilfsprogramme für 2,1 Millionen Kinder und mehr als eine halbe Million Frauen finanzieren zu können.
Trotz der verheerenden Situation im Land will die nepalesische Regierung den Mount Everest nicht für Expeditionen schließen. Ab kommender Woche sollen Touren wieder möglich sein. Am Mount Everest waren 18 Bergsteiger durch eine Lawine ums Leben gekommen.
B-Fast-Team in Gorkha angekommen
Fünf Tage nach dem Erdbeben in Nepal ist das belgische Notrettungsteam B-Fast im Katastrophengebiet in Gorkha eingetroffen. Zum Einsatz kam es bislang aber noch nicht. Die Helfer müssen erst Erkundungsflüge über den schwer zugänglichen Bergregionen machen, um ein Bild der Lage zu bekommen.
Gorkha selbst ist durch das Beben kaum beschädigt. In einigen Dörfern außerhalb sollen aber fast alle Häuser zerstört sein. Dorthin schafften es bislang keine Rettungskräfte. Das B-Fast-Team will am Donnerstagnachmittag versuchen, mit Hubschraubern Hilfsgüter in diese Regionen zu bringen.
Die Rettungsarbeiten im Katastrophengebiet werden weiterhin durch schlechtes Wetter und Nachbeben erschwert. Die Regenfälle der vergangenen Tage erhöhen die Gefahr von Erdrutschen. Auch Trümmer und der schlechte Handy-Empfang behindern die Arbeiten.
belga/dpa/vrt/jp - Bild: Nicolas Asfouri (afp)