Wenige Tage nach der Erdbebenkatastrophe in Nepal gibt es ersten Streit um das lebensnotwendige Trinkwasser. Die ungleiche Verteilung der Hilfsgüter erhöhe das Risiko von Feindseligkeiten zwischen den Bedürftigen, warnte das UN-Büro für Katastrophenhilfe (Ocha). In Einzelfällen habe es Auseinandersetzungen um Wasser gegeben.
Unicef-Erkundungsteams berichteten, in Bhaktapur nahe der Hauptstadt Kathmandu hätten nur noch 20 Prozent der Menschen Zugang zu sauberem Wasser. Verschmutztes Trinkwasser und die teilweise katastrophalen hygienischen Bedingungen könnten schnell zur Ausbreitung von Krankheiten führen. Die Hilfe müsse massiv ausgeweitet werden, sonst werde es zur "Katastrophe nach der Katastrophe" kommen, teilte Unicef mit.
Inmitten von Trümmern und Elend gab es dennoch einen Hoffnungsschimmer: In Nepals Hauptstadt Kathmandu bargen Helfer einen verschütteten Mann nach fast 82 Stunden. Die Rettung Überlebender kommt inzwischen fast einem Wunder gleich.
Mehr als 5.000 Tote
Die Bergungskräfte ziehen vor allem Tote aus den Trümmern - bis Mittwoch waren es allein in Nepal mehr als 5.000. Außerdem seien mindestens 10.000 Menschen verletzt worden, hieß es am Mittwoch vom nepalesischen Innenministerium. Hinzu kommen 100 Tote in den Nachbarländern Indien und China. Helfer fürchten, dass die Opferzahl deutlich steigt, wenn weitere abgelegene Regionen von Helfern erreicht werden.
Den Rettern läuft die Zeit davon: Der Monsun erreicht Nepal im Mai, schon jetzt erschweren Regenfälle immer wieder die Aufräumarbeiten. Die Vereinten Nationen hatten von acht Millionen Erdbebenbetroffenen berichtet.
"Das ist ein großer humanitärer Notfall", sagte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Christos Stylianides, in Brüssel. Er wollte noch am Mittwoch nach Nepal fliegen. Er reise dorthin, um zu sehen, wie Europa weiter helfen könne, und um den Helfern Mut zu machen. "Sie sind echte Helden", sagte Stylianides.
Die EU-Kommission hatte am Wochenende drei Millionen Euro Soforthilfe bereitgestellt. Zudem mobilisierten mehrere EU-Staaten mindestens 25 Millionen Euro, wie die EU-Kommission jetzt berichtete. Unter Koordination der Europäischen Union hätten bislang 15 EU-Länder und Norwegen materielle Unterstützung und Helferteams angeboten.
Der ohnehin überlastete Flughafen in Kathmandu, der einzige internationale Airport des Landes, musste am Mittwoch vorübergehend wegen Rissen in der Landebahn gesperrt werden, wie lokale Journalisten berichteten. Die Risse seien aber schnell repariert worden. Zahlreiche Flüge mit Helfern und Hilfsmaterial mussten in den vergangenen Tagen wegen Überlastung des Flughafens unverrichteter Dinge wieder umkehren.
dpa/mh/km - Bild: Philippe Lopez/AFP