Politiker und Kommentatoren im In- und Ausland haben den gestorbenen ehemaligen polnischen Außenminister Wladyslaw Bartoszewski als großen Menschen und Vorbild für Generationen von Polen gewürdigt. Bartoszewski war am Freitag im Alter von 93 Jahren nach einem Schwächeanfall in einem Warschauer Krankenhaus gestorben.
Der ehemalige Widerstandskämpfer und Bürgerrechtler, Historiker und Publizist war bis zuletzt Ratgeber der polnischen Regierung für internationale Fragen gewesen. "Wie ich hörte, hat er noch Stunden vor seinem Zusammenbruch die deutsch-polnischen Regierungskonsultationen (an diesem Montag) vorbereitet", sagte der EU-Ratspräsident Donald Tusk polnischen Medien.
Bartoszewski war als 18-jähriger Häftling in Auschwitz gewesen und hatte im kommunistischen Polen jahrelang im Gefängnis gesessen. Er hatte sich für die unabhängige Gewerkschaft Solidarnosc und später die Vereinigung Europas eingesetzt. Nicht nur in seiner Heimat galt er als moralische Instanz.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel würdigte Bartoszewski in einem Kondolenzschreiben als unbeugsamen Streiter für Freiheit und für Versöhnung. Statt angesichts des Leids im Konzentrationslager Auschwitz zu verzweifeln, bitter zu werden oder auf Rache zu sinnen, habe "er unbeirrbar seinen Einsatz für Freiheit und Versöhnung fortgesetzt".
Präsident Bronislaw Komorowski erklärte: "Ein großer Pole ist tot. Das ist ein ungeheurer Verlust." Bartoszewski sei "so gestorben, wie er gelebt habe: aktiv bis zu Schluss". Parlamentspräsident und Ex-Außenminister Radoslaw Sikorski nannte Bartoszewski einen "großen Polen und Zeugen der Geschichte".
Der gläubige Katholik Bartoszewski gehörte zu den Wegbereitern der deutsch-polnischen Aussöhnung und der Verständigung zwischen Polen und Israel. "Ein Volk, das solche Menschen hat, kann stolz sein", sagte Schewach Weiss, der frühere israelische Botschafter in Polen, im Nachrichtensender TVP Info über Bartoszewski, der mit der Medaille der "Gerechten unter den Völkern" ausgezeichnet wurde.
"Die Auschwitz-Überlebenden in aller Welt verlieren mit ihm einen wichtigen Fürsprecher und Freund. Wieder ist die Welt ein Stück dunkler geworden", sagte Christoph Heubner, Vize-Exekutivpräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees. "Was er in Auschwitz und mit den Deutschen erlebt hatte, hatte in ihm keinen Hass oder Verachtung sondern einen realistischen Blick auf die Welt hinterlassen. Er war ein großer polnischer Patriot, ein großer Europäer und ein wunderbarer Mensch."
"Mit Wladyslaw Bartoszewski verliert Polen, verlieren aber auch Deutschland und Europa einen einzigartig mutigen und klugen Kämpfer für die Freiheit und Menschlichkeit", schrieb Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. "Keine Diktatur vermochte diesen Aufrechten zu brechen."
dpa/rkr - Bild: Janek Skarzynski (afp)