Mit einem symbolischen Trauermarsch haben rund 1000 Menschen in Brüssel gegen die Flüchtlingspolitik Europas protestiert. Kurz vor Beginn eines EU-Sondergipfels erinnerten sie am Donnerstag mit Holzsärgen an Hunderte Flüchtlinge, die im Mittelmeer ertrunken sind.
"Zu viele Menschen sind schon gestorben", sagte Iverna McGowan von der Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Sie forderte von der EU ein umfassendes Programm zur Seenotrettung.
Eine diskutierte Verdoppelung der Mittel reiche nicht aus, sagte McGowan. Zudem müssten Rettungsschiffe auch auf einem größeren Gebiet unterwegs sein. Bei der Mission "Triton" werde nur in der Nähe der Küste kontrolliert. "Aber die meisten Menschen sterben weiter draußen auf See", sagte McGowan.
Die Demonstranten forderten in der Nähe des Ratsgebäudes, des Tagungsorts der EU-Staats- und Regierungschefs, auf Schildern "No More Words" ("Keine bloßen Worte mehr").
Sondergipfel: EU-Staatschefs beraten über Flüchtlinge
Europaratsversammlung: Zehn-Punkte-Plan unzureichend
Die parlamentarische Versammlung des Europarates hält den Zehn-Punkte-Plan der EU gegen Flüchtlingstragödien im Mittelmeer für völlig unzureichend. Die kurzfristigen Maßnahmen, die auf dem Sondergipfel in Brüssel beraten werden sollten, reichten nicht, hieß es in einer Entschließung, die die Abgeordneten aus den 47 Europaratsländer am Donnerstag in Straßburg verabschiedeten. Die EU-Länder sollten "vordringlich" alternative Migrationswege stärken und die Verantwortung für die Aufnahme von Flüchtlingen untereinander aufteilen.
Der Europarat wacht über die Einhaltung der Grundrechte und ist nicht mit der EU zu verwechseln. Die Entschließungen der Versammlung sind Empfehlungen und nicht verbindlich.
dpa/fs/km - Bild: Filip De Smet/BELGA