Die Absturzstelle des Germanwings-Fluges 4U9525 in den südfranzösischen Alpen wird weiter von Polizei und Gendarmerie gesichert. Am Osterwochenende ist ein Teil der Bergungsarbeiten nach Angaben der Präfektur eingestellt worden. Die Einsatzkräfte suchen aber noch weiter nach persönlichen Dingen der 150 Opfer des Airbus-Absturzes.
Die Staatsanwaltschaft in Marseille hatte bereits von zahlreichen Handys berichtet, die gefunden worden seien. Die Auswertung der Daten ist aber wegen des Zustands der Telefone nicht gesichert. In der kommenden Woche soll damit begonnen werden, große Wrackteile von der Unglücksstelle abzutransportieren.
In der Unglücksregion waren über das Wochenende zahlreiche Angehörige der Opfer eingetroffen. Die Präfektur berichtete von rund 50 Verwandten und Bekannten. Dabei wurden die Angehörigen erneut von der Polizei abgeschirmt. In Le Vernet nahe dem Absturzort besuchten Trauernde eine provisorisch errichtete Gedenkstätte.
Luftfahrtamt wusste nichts von Vorgeschichte des Copiloten
Vor dem Absturz wusste das Luftfahrtbundesamt nach eigener Darstellung nichts über die medizinische Vorgeschichte des Copiloten. Man sei vom Flugmedizinischen Zentrum der Lufthansa nicht "über die abgeklungene schwere Depressionsphase" bei Andreas Lubitz informiert worden, teilte die Aufsichtsbehörde der "Welt am Sonntag" mit. Daraufhin wies die Lufthansa den Verdacht zurück, Informationen zurückgehalten zu haben: Das Unternehmen komme seinen Informationspflichten gegenüber dem LBA nach, betonte ein Sprecher der Germanwings-Mutter.
Das Luftfahrtbundesamt hatte nach eigenen Angaben bis zur Akteneinsicht beim Flugmedizinischen Zentrum der Lufthansa nach dem Absturz keinerlei Informationen über die medizinischen Hintergründe bei Lubitz. Wie die "Welt am Sonntag" unter Berufung auf eine EU-Verordnung berichtete, müssen Flugmediziner in Fällen schwerer Krankheiten wie Depressionen das LBA als Aufsichtsbehörde einschalten - allerdings gelte dies erst seit April 2013.
Lubitz hatte 2009 als Flugschüler seine Lufthansa-Verkehrsfliegerschule über eine "abgeklungene schwere depressive Episode" informiert, wie die Germanwings-Mutter vor einer Woche einräumte. Seit Inkrafttreten der neuen Verordnung unterzog sich der Copilot nach Informationen der "Welt am Sonntag" noch zwei Tauglichkeitsprüfungen - im Sommer 2013 und im Jahr 2014.
Der 27-Jährige wird verdächtigt, den Kapitän des Fluges 4U9525 ausgesperrt und die Maschine auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf absichtlich zum Absturz gebracht zu haben.
Zwischenfall in Stuttgart
Nachdem es bei einer anderen Germanwings-Maschine auf der Flugroute Köln-Venedig zu einem Zwischenfall gekommen war, beschäftigten sich Experten weiter mit der Fehlersuche. Die Inspektion der Maschine, die am Samstag außerplanmäßig auf dem Stuttgarter Flughafen landete, dauerte nach Germanwings-Angaben vom Montag noch an.
Die Instrumente im Cockpit des Airbus vom Typ A319 hatten einen Ölverlust angezeigt, ein Triebwerk wurde abgeschaltet. Der Kapitän entschied daraufhin, die Maschine in Stuttgart aufzusetzen und die Warnung überprüfen zu lassen. Die 123 Passagiere blieben unverletzt und konnten ihre Reise in einem Ersatzflugzeug fortsetzen.
dpa/km - Bild: Franck Pennant/AFP