Die fünf Vetomächte des UN-Sicherheitsrates und Deutschland haben sich mit dem Iran auf die Kontrolle des Nuklearprogramms der Islamischen Republik verständigt. In dem Rahmenabkommen von Donnerstag verpflichtet sich der Iran, seine Urananreicherung einem weitreichenden System von Beschränkungen und Kontrollen zu unterwerfen.
Im Gegenzug sollen die Wirtschaftssanktionen gegen das Land aufgehoben werden. Das teilten die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif zum Abschluss mehrmals verlängerter Verhandlungen im schweizerischen Lausanne mit. Bis zum 30. Juni soll ein umfassendes Abkommen erreicht werden.
In der iranischen Hauptstadt Teheran gab es nach der Einigung spontane Straßenfeste. Laut Augenzeugen feierten in ganzen Stadt Zehntausende, zumeist Jugendliche. Die internationale Gemeinschaft will jeden technologischen Weg zu einer iranischen Atombombe versperren. Der Regierung in Teheran erhofft sich durch die Aufhebung von Sanktionen einen ökonomischen Aufschwung.
US-Präsident Barack Obama lobte die Vereinbarung als historischen Schritt. "Dies ist ein guter Deal, ein Deal, der unsere entscheidenden Ziele einschließt", sagte er. Zugleich machte Obama aber klar, dass noch viel zu tun sei. "Dieser Deal beruht nicht auf Vertrauen", fügte Obama hinzu. Es werde eine äußerst harte Überwachung geben. Die Alternative zu einer Einigung seien militärische Angriffe auf iranische Atomanlagen gewesen, was möglicherweise einen neuen Krieg in Nahost bedeutet hätte.
Obama appellierte zugleich an den US-Kongress, den nun folgenden Verhandlungen über Einzelheiten keine Steine in den Weg zu legen. Im Kongress stehen viele oppositionelle Republikaner einer Annäherung skeptisch gegenüber.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon erklärte, die Einigung berücksichtige die Bedürfnisse des Irans und stelle gleichzeitig sicher, dass seine nuklearen Aktivitäten friedlich blieben. Eine Lösung in dem Konflikt werde zu Frieden und Stabilität in der Region beitragen. US-Außenminister John Kerry sprach von einer "soliden Grundlage" für einen umfassenderen Deal. "Heute haben wir einen entscheidenden Meilenstein erreicht", sagte der US-Chefdiplomat.
Die Einigung markiert nach 35 Jahren Eiszeit zwischen Washington und Teheran - 1979 waren beim Sturz des Schahs die US-Botschaft besetzt und 52 US-Diplomaten fast eineinhalb Jahre als Geiseln festgehalten worden - auch einen Neubeginn der Beziehungen. Er hoffe, dass durch die Umsetzung der Maßnahmen gegenseitiges Misstrauen abgebaut werden könne, sagte Sarif.
Obama betont nach Atomdeal Verpflichtung für Israels Sicherheit
Nach den Vereinbarungen im Atomstreit mit dem Iran hat US-Präsident Barack Obama die Verpflichtungen der USA für die Sicherheit Israels betont. Trotz der erzielten Rahmenvereinbarungen bestünden die Sorgen über die Drohungen Irans gegenüber Jerusalem weiter. Das sagte Obama in einem Telefongespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu. Washington stehe zu seinen Sicherheitsverpflichtungen, erklärte Obama. Doch die im schweizerischen Lausanne erzielten Vereinbarungen seien ein Fortschritt.
Dagegen äußerte sich Netanjahu laut israelischer Presseberichte erneut skeptisch. Die Vereinbarung gefährdeten das Überleben Israels. Sie würde den Weg Irans zur Atombombe nicht blockieren, sondern ebnen.
dpa/est/km - Bild: Fabrice Coffrini/AFP