Schwer bewaffnete Islamisten haben im Südosten Kenias eine Universität gestürmt und ein Blutbad unter den Studenten angerichtet. Bei dem Angriff wurden dem Innenministerium zufolge bis zum Abend mindestens 70 Menschen getötet, darunter auch vier der Täter. Etwa 80 Verletzte seien in Krankenhäuser gebracht worden, während Sicherheitskräfte etwa 500 Studenten gerettet hätten. Jedoch ging das Geiseldrama in einem der Wohnheime der Hochschule auch am Abend noch weiter. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Angriff.
Zeugen berichteten, die Täter hätten am frühen Morgen zunächst die Moschee der Universität von Garissa attackiert und das Feuer auf die Anwesenden eröffnet. Später drangen sie offenbar in die Schlafsäle vor. Wie viele Menschen sich noch in der Gewalt der Extremisten befanden, war unklar. Sie kontrollierten offenbar noch ein Wohnheim. Unter den Geiseln soll auch der Vize-Rektor der Universität sein. Wieviele Extremisten an der Erstürmung beteiligt waren, war unklar.
Die somalische Terrormiliz Al-Shabaab bekannte sich zu dem Angriff. Ein ranghoher Sprecher der Gruppe sagte der Deutschen Presse-Agentur, es habe sich um "eine heilige Operation" mutiger Al-Shabaab-Kämpfer gehandelt. Weitere Details wollte der Mann, der sich in der Region Lower Juba im Süden Somalias aufhält und anonym bleiben wollte, nicht nennen. Eine offizielle Stellungnahme gab es zunächst nicht.
Drahtzieher bereits an Anschlägen im Bezirk Mandera beteiligt
Als Drahtzieher der Attacke gilt ein in Kenia geborener Islamist, der im vergangenen Jahr bereits an den Anschlägen auf Zivilisten im Bezirk Mandera im Nordosten Kenias beteiligt gewesen sein soll. Dabei waren 60 Menschen ums Leben gekommen. Die Polizei leitete eine Großfahndung nach Mohamed Kuno ein, der als einer der Top-Kommandeure der Al-Shabaab gilt. Auf die Ergreifung Kunos, der auch unter dem Namen Mohamed Dulyadin bekannt ist, wurde eine Belohnung von 20 Millionen kenianischen Schilling (198.000 Euro) ausgesetzt.
"Die Angreifer haben sich den Weg zum Haupttor der Universität Garissa gebahnt, indem sie die Sicherheitskräfte am Eingang gegen 05:30 Uhr niedergeschossen haben", hieß es in einer Polizeimitteilung. Anschließend sei es zu schweren Schusswechseln gekommen. Die Behörden forderten die Bevölkerung auf, dem Gelände fernzubleiben.
"Jeder im Land ist dazu aufgerufen, wachsam zu sein, während wir unseren Feinden entgegentreten", teilte Präsident Uhuru Kenyatta mit.
Der "Standard" zitierte einen Sicherheitsbeamten mit den Worten, es habe zuvor Drohungen einer Terrorgruppe gegen die Universität gegeben. Garissa hat etwa 120.000 Einwohner und liegt rund 330 Kilometer östlich der Hauptstadt Nairobi unweit der Grenze zu Somalia.
Die Al-Shabaab verübt seit Jahren immer wieder Anschläge in Kenia, weil das Land mit Truppen gegen die Extremisten im Einsatz ist. Erst im Dezember hatten Unbekannte eine Granate in ein Café in Garissa geworden und zwei Menschen verletzt. Im April 2013 attackierten vier Männer ein Hotel in der Stadt und töteten sechs Menschen. Auch in Nairobi schlugen Terroristen bereits zu. Bei einem Angriff auf das Einkaufszentrum Westgate in der kenianischen Hauptstadt waren im September 2013 mindestens 67 Menschen ums Leben gekommen.
dpa/est/km/sd - Bild: Simon Maina (afp)