Der französische Premierminister Valls fordert, dass Lufthansa die Ursache für den Absturz der Germanwings-Maschine im Südosten Frankreichs vollständig aufdeckt.
Auch sollte die Fluggesellschaft alle relevanten Erkenntnisse zum Copiloten freigeben. Angehörige und Freunde der Opfer hätten ein Recht auf Wahrheit, sagte Valls dem Fernsehsender iTélé.
Hinweise auf psychische Erkrankung
Laut "Spiegel Online" entdeckten die deutschen Ermittler bei der Durchsuchung der Wohnung des Copiloten in Düsseldorf Hinweise auf eine psychische Erkrankung. Entscheidende Indizien für ein Motiv für den Absturz der Maschine wurden offenbar aber noch nicht gefunden.
Wie das deutsche Luftfahrtbundesamt bestätigte, befand sich in der Akte des 27-Jährigen der Eintrag SIC. Dieser sei ein Hinweis auf Auflagen für regelmäßige medizinische Untersuchungen. Welcher Art, sei der Behörde aus Datenschutzgründen aber nicht bekannt.
Bundespräsident bei Trauerfeier in Haltern
Der deutsche Bundespräsident Gauck ist am Freitagmorgen in die nordrhein-westfälische Gemeinde Haltern gereist. Er will dort seine Solidarität mit den Angehörigen und Freunden der Absturz-Opfer zum Ausdruck bringen. In Haltern finden zwei nicht-öffentliche Trauerfeiern für 16 Schüler und zwei Lehrerinnen statt, die bei dem Unglück ums Leben kamen.
Nach dem Besuch eines Gedenkgottesdienstes im westfälischen Haltern sagte er, es entstehe ein "Band des Mitleids und Mittrauerns". In der Notsituation erweise sich, "dass wir in einer Gesellschaft von Menschen leben und nicht nur von funktionierenden Wesen".
Die Fluggesellschaft Germanwings eröffnet am Samstag in der Nähe des Absturzortes in den französischen Alpen ein Betreuungszentrum für Angehörige der Opfer. Die ganze Aufmerksamkeit sei jetzt auf die Hinterbliebenen gerichtet, heißt es in einer Erklärung des Unternehmens.
Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der Copilot das Flugzeug absichtlich zum Absturz gebracht, als er allein im Cockpit war.
Forderung nach "Zwei-Personen-Regel" und medizinischen Checks für Piloten
Die internationale Zivilluftfahrt-Organisation der UNO fordert als Konsequenz aus dem Unglück regelmäßige medizinische Spezialtests für Piloten. Mehrere Airlines, darunter der belgische Ferienflieger Thomas Cook, wollen künftig eine Regel einführen, wonach sich Piloten nicht mehr allein im Cockpit aufhalten dürfen. Brussels Airlines und JetAirFly denken nach eigenen Angaben über eine solche Regelung nach.
Diese Auflistung zeigt, wie unterschiedlich die Herangehensweise ist. Deswegen fordern Verkehrsexperten eine einheitliche Regel. So auch Michael Cramer, der Vorsitzende des Verkehrsausschusses des EU-Parlaments. Er sagte am Freitag im Deutschlandfunk: "Wenn man Konsequenzen zieht, bin ich für ein europäisches Gesetz, weil es in der Luftfahrt einen enormen Wettbewerb um die billigsten Preise gibt. Am besten wäre natürlich eine weltweite Regelung."
Sicherheitsexperten äußerten im Zusammenhang mit der Zwei-Personen-Regel aber schon ernste Zweifel. Ein Steward oder eine Stewardess hätten schließlich keine Ahnung von den Steuergeräten und könnten ja auch schnell überwältigt werden. Der EU-Parlamentarier lässt diese Einwände nur bedingt gelten: "Eine totale Absicherung gibt es nicht. Aber es ist fraglich, ob der Copilot auch so reagiert hätte, wenn ein Flugbegleiter im Cockpit gewesen wäre", sagte Cramer im Deutschlandfunk.
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vrt/dpa/jp Bild: Patrick Stollarz (afp)