Saudi-Arabien hat zusammen mit mehr als zehn Nationen in den blutigen Konflikt im Jemen eingegriffen. Saudische Kampfjets würden Stellungen der schiitischen Huthi-Rebellen bombardieren, sagte der saudische Botschafter in Washington, Adel al-Dschabir, am Mittwochabend (Ortszeit) vor Journalisten. Es seien Ziele in der Hauptstadt Sanaa und an anderen Orten des Landes angegriffen worden, fügte der Diplomat hinzu. Eine Reaktion des ebenfalls schiitischen Irans, der die Huthi bei ihrem Vormarsch unterstützt haben soll, gab es zunächst nicht.
Die USA gewähren Saudi-Arabien und dessen Verbündeten im Kampf gegen die Huthi-Rebellen im Jemen logistische und geheimdienstliche Unterstützung. Amerikanische Truppen seien aber nicht direkt in die Militäroperation involviert, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates in Washington, Bernadette Meehan, am Mittwoch (Ortszeit) in einer Mitteilung. Präsident Barack Obama habe die Hilfsleistungen genehmigt. Die USA bauten eine gemeinsame Planungsstelle mit Saudi-Arabien auf, um ihre Unterstützung zu koordinieren. Washington stehe in engem Kontakt mit Jemens Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi.
Der Angriff unter dem Titel "Sturm der Entschlossenheit" sei auf Bitten des jemenitischen Präsidenten Abed Rabbo Mansur Hadi erfolgt, berichtete die saudische Nachrichtenagentur SPA. Die jemenitische Nachrichtenseite "Al-Masdar Online" berichtet, die Angriffe hätten um Mitternacht (22 Uhr deutscher Zeit) begonnen. Nach Angaben von SPA beteiligten sich neben Saudi-Arabien zunächst die Golfstaaten Bahrain, Kuwait, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Der saudische Botschafter in den USA, Adel al-Dschabir, hatte zuvor von einer Koalition aus mehr als zehn Nationen gesprochen.
Laut dem arabischen Sender Al-Arabija beteiligen sich die Vereinigten Arabischen Emirate mit 30 Flugzeugen, Kuwait und Bahrain mit jeweils 15 und Katar mit zehn Maschinen. Jordanien, Marokko und der Sudan hätten jeweils sechs Kampfjets entsandt, hieß es weiter. Die ägyptische Nachrichtenseite Al-Ahram meldete, auch Kairo stelle militärische Hilfe zur Verfügung.
Wie Al-Arabija am frühen Donnerstagmorgen unter Berufung auf die saudische Luftwaffe berichtete, ist der gesamte jemenitische Luftraum unter Kontrolle. Mindestens vier Kampfflugzeuge auf der Al-Dailami-Basis in Sanaa seien zerstört worden. Die Huthi erklärten laut Al-Dschasira, sie hätten zur Verteidigung Boden-Luftraketen abgefeuert. Drei hohe Huthi-Militärkommandeure seien getötet worden, hieß es bei Al-Arabija. Ziele der Angriffe in Sanaa waren laut Al-Dschasira der Präsidentenpalast sowie die Hauptquartiere von Polizei und Spezialkräften.
Der Militäreinsatz erfolge auf Bitten der legitimen Regierung Jemens, sagte der Botschafter. Ziel der Operation sei deren Schutz vor einer Übernahme des Landes durch die Huthi-Rebellen. Zuvor hatte der von den Huthi in der südjemenitischen Hafenstadt Aden bedrängte Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi das Ausland dringend um ein militärisches Eingreifen aufgefordert. Als die Huthi-Kämpfer schon die Außenbezirke der Stadt erreichten, verschwand Hadi aus seinem Anwesen und tauchte unter. Kurz darauf drangen Plünderer in das Gebäude ein. Um den Flughafen der Stadt wurde gekämpft.
Ein Sprecher der Huthis bezeichnete die saudischen Angriffe als Kriegserklärung. Damit könne sich der Konflikt im Jemen zu einem Regionalkrieg auswachsen, warnte der Sprecher dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira. Ein Journalist der "Yemen Post" sagte dem Sender, Bomben seien überall in Sanaa gefallen. Die Menschen hätten panisch reagiert.
Der saudische Botschafter betonte, der Militäreinsatz sei vor dem Beginn mit den USA abgestimmt worden, das US-Militär jedoch nicht an den Luftangriffen beteiligt. Es wurde aber davon ausgegangen, dass Washington Aufklärungsdaten zur Verfügung stellt.
Die schiitischen Huthi beherrschen seit Monaten große Teile des Nordjemens sowie die Hauptstadt Sanaa. In den vergangenen Tagen drangen sie dann auch in den Süden des Landes ein. Sie sollen Unterstützung aus dem ebenfalls schiitischen Iran erhalten. Die sunnitischen Saudis unterstützten die Gegner der Irans. Erst vor vier Tagen hatten die USA aus Sicherheitsgründen eigene, bei Aden stationierte Soldaten abgezogen. Sie hatten die von den Huthi eroberte Luftwaffenbasis Al-Anad als Drohnen-Stützpunkt im Anti-Terror-Kampf genutzt. US-Soldaten trainierten dort zudem jemenitische Spezialeinheiten.
Ergebnis erster Luftschläge am Donnerstagmorgen
Saudi-Arabien hält laut Medienberichten für den internationalen Einsatz gegen die Huthi-Rebellen im Jemen 100 Flugzeuge und 150 000 Soldaten bereit. Nach einer Reihe von Luftschlägen habe die saudi-arabische Luftwaffe nun die Lufthoheit über den Jemen, berichtete der Sender Al-Arabija am Donnerstagmorgen. Laut unbestätigten Berichten sollen bei Luftschlägen auch ein Stützpunkt nördlich der Hauptstadt Sanaa sowie die politische Zentrale der Rebellen in der Hauptstadt getroffen worden sein. Dabei sollen auch einige Führer der Rebellen getötet worden sein. Auch Munitionslager seien getroffen worden, hieß es weiter.
Kurz nach dem Beginn von saudischen Luftangriffen im Jemen melden die Einheiten von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi erste Erfolge. Hadi-treue Kräfte hätten am Donnerstag die Kontrolle über den Flughafen Aden im Süden des Landes zurückgewonnen, meldeten der arabische Nachrichtenkanal Al-Arabija und jemenitische Medien. Einheiten, die mit den schiitischen Huthi-Rebellen verbündet sind, hatten den Flughafen zuvor nach Kämpfen eingenommen.
Die Huthis hatten in den vergangenen Monaten große Teile des Landes eingenommen, darunter die Hauptstadt. Sie gelten als Verbündete des ebenfalls schiitischen Irans, der ein angespanntes Verhältnis zu Saudi-Arabien hat. Das saudische Königreich will einen größeren Einfluss Teherans auf die Region verhindern. Die Huthis sind zudem mit dem früheren jemenitischen Präsident Ali Abdullah Salih verbündet, der Anfang 2012 nach Protesten gegen ihn zurücktreten musste.
dpa/jp/okr Bild: Chip Somodevilla (afp)