Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras haben fast fünf Stunden über die Lage in Griechenland und die Beziehungen in der EU gesprochen.
"Die Bundeskanzlerin und der griechische Ministerpräsident hatten in guter und konstruktiver Atmosphäre eine umfassende Aussprache über die Situation Griechenlands, die Arbeitsweise der Europäischen Union und die künftige deutsch-griechische Zusammenarbeit", teilte Regierungssprecher Steffen Seibert in der Nacht zum Dienstag mit.
Das Gespräch hatte gegen 19 Uhr begonnen und endete kurz vor Mitternacht. Zuvor waren Merkel und Tsipras bei dessen Antrittsbesuch trotz versöhnlicher Töne in wesentlichen Fragen der Schuldenkrise nicht vorangekommen.
Nach wochenlangem Schlagabtausch zwischen Berlin und Athen hatte Tsipras Deutschland eine neue Form der Zusammenarbeit angeboten. "Es gibt keinen anderen Weg als den des Dialogs, um bestehende Schwierigkeiten zu überwinden", sagte er. Zugleich versprach der linke Regierungschef, dass Griechenland Vereinbarungen einhalten werde. Er forderte aber andere Prioritäten. "Wir brauchen einen neuen politischen Mix."
Merkel drängte den Euro-Partner angesichts des drohenden Staatsbankrotts, Reformen auch umzusetzen. Forderungen nach weiteren Entschädigungen für Nazi-Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs wies die Kanzlerin zurück.
Tsipras äußerte sich in Berlin weder zu seiner angekündigten Reformliste noch zu den aktuellen Liquiditätsproblemen Athens. Dem hoch verschuldeten Land könnte ohne rasche Hilfen der Geldgeber schon in zwei Wochen der Staatsbankrott drohen. Die Euro-Partner und der IWF haben ausstehende Kredite von 7,2 Milliarden Euro auf Eis gelegt, da Athen bisher nicht alle Reformauflagen erfüllt hat.
Am zweiten Tag seines Antrittsbesuchs kommt Tsipras am Dienstag in Berlin mit Vertretern der Opposition zusammen. Auf dem Programm steht auch eine Begegnung mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier.
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