Am Donnerstag schlossen nach und nach zahlreiche Länder von Norwegen über Dänemark, den Niederlanden, Belgien bis Irland und Großbritannien ihren Luftraum wegen einer riesigen Wolke aus Lavaasche. Sie trieb von der Atlantikinsel auf den Kontinent und machte damit die Schließung zahlreicher Flughäfen nötig.
Heathrow lahmgelegt
So lief auf der wichtigsten Drehscheibe des europäischen Flugverkehrs in London Heathrow gar nichts mehr: Zehntausende Passagiere saßen fest, und niemand konnte ihnen sagen, wann es Entwarnung geben wird. Heathrow ist einer der wichtigsten Flughäfen der Welt und ein internationales Drehkreuz. Dort werden pro Tag etwa 1300 Flüge und 180.000 Passagiere abgefertigt.
Die britische Flugüberwachung NATS sperrte von 12.00 Uhr bis mindestens 18.00 Uhr (19.00 Uhr MESZ) den gesamten Luftraum. Nur in Notfällen werde es Ausnahmen geben. Auch in Irland verhängten die Behörden bis zum Abend ein Flugverbot.
Gefährliche Asche
Die Lavaasche ist gefährlich für Düsentriebwerke und beeinträchtigt außerdem die Sicht der Piloten. Ein Flug durch Vulkanasche sei "extrem gefährlich", erklärte der österreichische Airline-Chef und Ex-Autorennfahrer Niki Lauda der Nachrichtenagentur APA: "Das ist wie Hagel - auf eine andere Art." Der Wiener Luftfahrtunternehmer stufte das Flugverbot nach dem Vulkanausbruch auf Island als gerechtfertigt ein.
Eurocontrol gibt sich sybillinisch
Unklarheit herrschte zunächst über die generellen Folgen für den Flugverkehr. Nach der Ankündigung von Luftraum-Sperrungen im Nordwesten Europas rudert die europäische Flugsicherungsbehörde Eurocontrol zurück. «Es hat keine Entscheidung gegeben, den Luftraum zu schließen, anders als was wir heute morgen gesagt haben", sagte eine Sprecherin am Donnerstagnachmittag in Maastricht. "Das heißt aber nicht, dass es nicht passieren wird. Die Mitgliedstaaten müssen die Entscheidung fällen."
Am Donnerstagmorgen hatte eine andere Sprecherin in Brüssel erklärt, von 14 Uhr an werde die Schließung über Belgien und den Niederlanden sowie über Teilen Deutschlands beginnen. Bis 15 Uhr solle es keine Flugbewegungen mehr geben.
Wie lange noch?
Der Vulkanausbruch kann sich Wetterexperten zufolge bis zum Wochenende auf den Luftverkehr auswirken. In der Nacht zum Freitag lägen die Wolken über Deutschland, Schweden, Finnland, Norwegen, Polen, Großbritannien, Belgien, den Niederlanden und Nordfrankreich.
In Kopenhagen verlautete vom Flughafen Kastrup, dem wichtigsten Drehkreuz Nordeuropas, dass die komplette Schließung dort aller Voraussicht nach auch am Freitag Bestand haben werde. Auch am Brüsseler Hauptstadt-Flughafen wurden alle Flüge gestrichen. Air France und andere von Paris aus startende Airlines sagten zahlreiche Flüge Richtung Großbritannien und Skandinavien ab.
Er spuckt weiter
Wenig tröstliche Mitteilungen konnten die Behörden auf Island machen, wo der Gletschervulkan am Vortag zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen und jetzt mit etwa 20-facher Stärke ausgebrochen war. Der Krater stieß auch am Donnerstag weiter eine gewaltige Säule aus Rauch und Asche aus, sie erreichte eine Höhe von elf Kilometern. Der Wind trieb wie am Vortag Asche in östlicher Richtung auf den europäischen Kontinent zu.
Über die mögliche Dauer dieser Probleme sagte die Sprecherin der isländischen Luftfahrtbehörde ISAVIA, Hjördis Gudmundsdóttir, in Reykjavik: "Das wissen nur die Wettergötter. Es kann ein paar Tage dauern, aber auch ein paar Jahre." Wegen der Windrichtung kann der internationale Flugverkehr von und nach Island über den Flughafen Keflavik weiter ohne Probleme abgewickelt werden.
dpa/belga, Bilder: epa/belga