Der Schuldenstreit zwischen Griechenland und seinen europäischen Partnern nimmt an Dramatik weiter zu. Athen ist nach eigenem Eingeständnis in akuter Finanznot, doch den Geldgebern zufolge reichen die bisherigen Reformvorschläge nicht aus, um weitere Hilfen zu gewähren. Die Euro-Finanzminister stehen nur knapp zwei Wochen nach ihrer grundsätzlichen Einigung für eine Verlängerung des Hilfspakets vor neuen Konflikten mit Athen. Die Eurogruppe wollte von Montagnachmittag an in Brüssel über die Pläne beraten. Eine rasche Auszahlung von Hilfsgeldern der Europartner wird nicht erwartet.
Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem bezeichnete die Reformpläne als unzureichend. "Von den 20 Maßnahmen, die die Griechen ergreifen mussten, haben sie sechs präsentiert", sagte der Sozialdemokrat der niederländischen Zeitung "Volkskrant". "Es wird ein Prozess des langen Atems." Der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis hatte Dijsselbloem einen neuen Brief mit Vorschlägen für Reformen und höhere Einnahmen geschickt.
Immer wieder wird ein Staatsbankrott und ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone von Ökonomen und Politikern an die Wand gemalt. Sowohl Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker als auch Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras hatten zuletzt jedoch klar gesagt, ein Abschied Athens vom Euro komme nicht in Frage.
Führende Ökonomen sehen Athen vor dem Staatsbankrott, wenn Athen nicht ein drittes Hilfsprogramm erhalte. Sie wiesen auf den großen Vertrauensverlust durch die neue Regierung unter dem linken Regierungschef und seinem Finanzminister bei den öffentlichen Geldgebern in Europa, dem Internationalem Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Zentralbank (EZB), aber auch bei den Unternehmen und Bürgern des eigenen Landes hin.
Die Kassen in Athen sind inzwischen laut Informationen aus Griechenland fast leer. Insgesamt muss Athen im März Verpflichtungen im Umfang von gut 6,85 Milliarden Euro erfüllen. Vor knapp zwei Wochen hatten die Europartner das Hilfsprogramm um weitere vier Monate verlängert. Bevor Gelder fließen können, müssen EU-Kommission, EZB und IWF zuvor förmlich grünes Licht geben.
dpa/jp - Archivbild: Matt Dunham (afp)