Mit einer bewegenden Trauerfeier ist in Tschechien am Mittwoch der acht Todesopfer des Amokläufers gedacht worden. Hunderte Trauernde verharrten in stillem Gedenken vor dem Restaurant "Druzba" in Uhersky Brod, rund 250 Kilometer südöstlich von Prag. Sie zündeten Kerzen an. Die Tat sei nicht weniger schlimm als ein Terrorakt, sagte eine Anwohnerin der Deutschen Presse-Agentur.
Die Polizei teilte inzwischen mit, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine aggressive Kurzschlusshandlung gehandelt habe. Der Täter müsse unter "großem psychischem Druck" gestanden haben. Zudem wurde bekannt, dass Polizeipsychologen noch vergeblich versucht hatten, mit dem Mann zu verhandeln. Als die Situation eskalierte, stürmte eine Spezialeinheit die Gaststätte. Der tschechische Ministerpräsident drückte den Hinterbliebenen der Opfer sein Beileid aus. "Das hat mich sehr stark getroffen", sagte er dem Sender CT auf einer Südkorea-Reise. Es sei darüber nachzudenken, ob und wie sich solche Tragödien künftig vermeiden ließen, sagte der Sozialdemokrat. Schusswaffen dürften nicht in die Hände von psychisch labilen Menschen geraten.
Es gebe womöglich zu viele Waffenschein-Besitzer in Tschechien, sagte Innenminister Milan Chovanec im Fernsehen. Nach offiziellen Angaben beträgt die Zahl der legal gehaltenen Handfeuerwaffen rund 760.000. Das Land hat knapp zehneinhalb Millionen Einwohner. Auf der Suche nach möglichen weiteren Waffen stürmte eine Polizeieinheit in der Nacht auf Mittwoch das Reihenhaus des Todesschützen. Darin hatte sich dessen offensichtlich verwirrte Ehefrau verbarrikadiert. Sie kam in ärztliche Behandlung.
Der Stadtrat von Uhersky Brod hat nach Angaben von Bürgermeister Patrik Kuncar auf einer Sondersitzung erste finanzielle Zuwendungen für die Familien der Hinterbliebenen beschlossen.
Der Amokläufer hatte am Dienstag wahllos auf die Gäste des Restaurants im Zentrum der Kleinstadt geschossen. Sieben Männer und eine Frau starben nach Polizeiangaben im Kugelhagel. Der Mann sei mit zwei Pistolen bewaffnet gewesen. Anschließend soll er sich selbst getötet haben.
In der Nacht auf Mittwoch stürmten Polizisten die Wohnung des Todesschützen. In dem Reihenhaus hatte sich die Ehefrau des Mannes verbarrikadiert, wie die Agentur CTK berichtete. Die offenbar verwirrte Frau sei zu einem Krankenwagen geführt und weggebracht worden. Die Polizei wollte die Wohnung nach möglichen weiteren Waffen durchsuchen.
dpa/jp - Bild: stringer/afp