Die internationale Gemeinschaft verstärkt ihren Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Frankreich setzt jetzt gegen die Dschihadisten im Irak auch den Flugzeugträger "Charles de Gaulle" ein. Das Schiff etwa 200 Kilometer nördlich von Bahrain im Persischen Golf sei am Montag in den Kampf gegen die Extremisten eingebunden worden, berichtete die Zeitung "Le Parisien". Im benachbarten Syrien wurden bei Luftschlägen gegen den IS bislang mindestens 1600 Menschen getötet.
Seit Beginn der Angriffe vor fünf Monaten seien zudem mehrere Hundert Menschen verletzt worden, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Bei der übergroßen Mehrheit der Opfer handele es sich um Extremisten. Unter den Toten waren aber auch 62 Zivilisten.
Die USA und ihre Verbündeten bombardieren den IS seit mehreren Monaten in Syrien und im Irak. Frankreich beteiligt sich an den Luftangriffen im Irak. Die normalerweise auch mit Atomwaffen ausgerüstete "Charles de Gaulle" hat 21 Kampfflugzeuge (12 Rafale und neun Super-Etendard), ein Radarflugzeug Hawkeye und vier Hubschrauber an Bord. Der IS kontrolliert in Syrien und im Irak riesige Gebiete, in denen er eine Gewaltherrschaft errichtet hat.
Die französische Regierung entzog zugleich erstmals sechs Dschihadisten Pässe und Ausweise, um sie an der Ausreise als islamistische Kämpfer zu hindern. Die Papiere seien für sechs Monate beschlagnahmt und europäische Grenzstellen entsprechend informiert worden, meldete der französische Sender RTL.
Angesichts einer erhöhten Terror-Gefahr kündigte auch Australiens Ministerpräsident Tony Abbott Gesetzesänderungen an, die den Einfluss sogenannter Hass-Prediger einschränken sollen. Zugleich solle die Beteiligung von Bürgern an militanten Gruppen unterbunden werden, hieß es in einer Mitteilung.
Für den Kampf gegen den IS schlug Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi in einer TV-Ansprache die Bildung einer gemeinsamen arabischen Truppe vor. Die Notwendigkeit für einen solchen Schritt werde täglich größer, sagte er. Ägypten selbst hatte erstmals Anfang vergangener Woche Luftangriffe gegen IS-Stellungen im Nachbarland Libyen geflogen.
Der Leiter der angesehenen ägyptischen Azhar-Universität sprach sich zugleich für eine Modernisierung des Islams aus. Es habe eine "historische Ansammlung" falscher Interpretation islamischer Quellen gegeben, die zu Extremismus und Gewalt unter Muslimen geführt hätten, sagte Großimam Scheich Ahmed al-Tajib in Saudi-Arabien.
UN: Bluttaten der IS-Terrormiliz wahrscheinlich Völkermord
Die Bluttaten der IS-Terrormiliz im Irak erfüllen nach Einschätzung von UN-Experten wahrscheinlich den Tatbestand des Völkermords. Die Extremisten würden systematisch Angehörige bestimmter ethnischer und religiöser Gruppierungen angreifen, um sie zu vernichten, heißt es in einem am Montag vom UN-Menschenrechtsrat in Genf veröffentlichten Bericht. Dazu gehörten neben anderen Jesiden, Kurden, Turkmenen und Christen.
In dem Konflikt seien bis zum 10. Dezember 2014 mindestens 11 600 Zivilisten getötet und fast 22 000 verletzt worden, heißt es. Hinzu käme eine unbekannte Zahl von Menschen, die durch "Sekundärfolgen" der bewaffneten Auseinandersetzungen wie dem Mangel an Trinkwasser, Nahrung und Medikamenten ums Leben gekommen seien.
"Das Ziel der IS-Miliz bleibt es, den irakischen Staat und die Gesellschaft zu zerstören, indem sie Gewalt und Teilung vorantreibt", erklärte der UN-Sonderbeauftragte für den Irak, Nikolai Mladenow. Schwerer Verletzungen des humanitären Völkerrechts hätten sich aber auch irakische Sicherheitskräfte und mit ihnen verbündete bewaffnete Gruppen schuldig gemacht.
dpa/mh/okr Bild: Patrick Baz (afp)