Nach einem mehrwöchigen Hausarrest ist Jemens Präsident Hadi die Flucht aus der Hauptstadt Sanaa gelungen. Wie die Deutsche Presse-Agentur aus lokalen Regierungskreisen erfuhr, kam das international unterstützte Staatsoberhaupt am Samstag in der südlichen Provinz Aden an. Die Huthi-Rebellen, die im Nordjemen faktisch die Macht übernommen haben, hatten Hadi trotz internationaler Proteste in seinem Haus festgehalten. Die schiitischen Stammeskämpfer kontrollieren seit einigen Monaten große Teile des ärmsten Landes der arabischen Halbinsel.
Der Jemen kommt seit dem erzwungenen Rücktritt des langjährigen Machthabers Ali Abdullah Saleh im Jahr 2012 nicht zur Ruhe. Übergangspräsident Hadi schaffte es nicht, die Jemeniten zu einen und Stabilität wiederherzustellen. Das nutzt den Separatisten im Süden, dem Terrornetzwerk Al-Kaida im bergigen Zentrum und den Huthis im Norden. Letztere gehören zur schiitischen Minderheit der Zaiditen und fühlen sich seit langem von der Mehrheit der Sunniten benachteiligt.
Unter Vermittlung des UN-Sondergesandten Dschamal Benomar einigten sich die rivalisierenden Gruppen am Freitag immerhin auf die Bildung eines Übergangsrats, um die Krise zu beenden. Anfang Februar hatten die Huthis Regierung und Parlament aufgelöst. Daraufhin zogen mehrere Länder, darunter Deutschland und die USA, ihre Botschafter ab.
Auch ein Mitglied des Huthi-Politbüros bestätigte die Flucht Hadis: Der 69-Jährige habe sich verkleidet, um die Wächter in die Irre zu führen, sagte Ali al-Kuhum der Deutschen Presse-Agentur. Andere arabische Nachrichtenseiten gingen davon aus, dass Hadi die Erlaubnis von Huthi-Führern hatte. Nun wird erwartet, dass der Staatschef innerhalb von 24 Stunden vom Präsidentenpalast in Aden aus eine Rede an die Nation hält. Sein Haus in Sanaa wurde laut Augenzeugen von bewaffneten Stammeskämpfern gestürmt.
dpa/jp - Bild: Mohammed Huwais (afp)