Separatisten und Regierungseinheiten haben in der umkämpften Ostukraine einen neuen Anlauf für den Austausch von Gefangenen unternommen. Zahlreiche Armeesoldaten seien in die Stadt Lugansk gebracht worden, teilten die Aufständischen am Samstag örtlichen Medien zufolge in Donezk mit. Mit der Militärführung in Kiew seien bereits Listen mit den Namen der Gefangenen ausgetauscht worden, sagte Separatistensprecherin Darja Morosowa. In der von den Aufständischen übernommenen Stadt Debalzewo traf unterdessen ein russischer Lastwagenkonvoi ein. Er soll Hilfsgüter geladen haben.
Die Konfliktparteien warfen sich erneut gegenseitig Verstöße gegen die vereinbarte Waffenruhe vor. Vor allem im Raum Donezk habe die Armee auf Stellungen der Aufständischen geschossen, sagte Separatistensprecher Eduard Bassurin. Die prowestliche Führung in Kiew wies die Vorwürfe zurück. In den vergangenen 24 Stunden seien etwa 40 Soldaten verletzt worden, sagte Sprecher Andrej Lyssenko.
Demonstration in Moskau
In Moskau versammelten sich unterdessen Tausende Demonstranten zu einer kremlnahen Veranstaltung unter dem Motto "Antimaidan". Der Name spielt auf die prowestlichen Massenproteste auf dem Maidan (Unabhängigkeitsplatz) in Kiew an. Dort wurde vor einem Jahr, am 21. Februar 2014, Präsident Viktor Janukowitsch gestürzt. Zahlreiche Demonstranten in Moskau äußerten auf Plakaten Unterstützung für die Aufständischen in der Ostukraine, wie Beobachter berichteten.
In einem Fernsehinterview rief Janukowitsch die Führung in Kiew zu direkten Gesprächen mit den Separatisten auf. Die Regierung müsse den Aufständischen eine großzügige Selbstverwaltung garantieren, sagte der Ex-Staatschef in seinem russischen Exil dem TV-Sender Rossija-1. Er warf dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko indirekt vor, "Gesetzlosigkeit und Ungerechtigkeit" in der krisengeschüttelten Ex-Sowjetrepublik verbreitet zu haben. "Der Westen wollte diesen Wechsel, nun soll er auch für die Folgen haften", sagte Janukowitsch.
dpa/rkr - Bild: Andrey Borodulin (afp)