Die 19 Finanzminister der Euroländer sollten langsam, aber sicher über eine Zweitwohnung in Brüssel nachdenken. Wegen der anhaltenden Griechenland-Beratungen verbringen sie seit Wochen fast mehr Zeit in Belgiens Hauptstadt als in ihrer eigenen. Am späten Donnerstagnachmittag hat bereits eine erste Telefonkonferenz stattgefunden.
EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sieht in dem Antrag Griechenlands ein "positives Zeichen". Sein Sprecher sagte am Donnerstag in Brüssel, der griechische Antrag ermögliche eine Lösung des Schuldenstreits. Die genaue Bewertung sei allerdings Sache der Eurogruppe.
In dem Schreiben an die Eurogruppe hat Athen offiziell die Verlängerung der laufenden Kredithilfen um sechs Monate angefragt. Allerdings ist weiter unklar, ob und an welche Bedingungen sich die griechische Regierung halten will: lediglich die Kreditvorgaben oder auch die Reformauflagen der internationalen Geldgeber. Offenbar soll sich der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis Schlupflöcher gelassen haben. Das stößt vor allem in Berlin auf Widerstand. Das Schreiben entspreche nicht den vereinbarten Kriterien und sei kein substanzieller Lösungsvorschlag, so der Sprecher des deutschen Finanzministers Wolfgang Schäuble.
Das dürften am Freitag ab 15:00 Uhr wieder zähe Verhandlungen hier in Brüssel werden, der Ausgang einmal mehr ungewiss.