Der US-Senat hat Ashton Carter mit überragender Mehrheit als neuen Verteidigungsminister bestätigt. 93 Senatoren stimmten am Donnerstag in Washington für die Ernennung des 60-Jährigen, fünf dagegen. Carter löst damit an der Pentagon-Spitze Chuck Hagel (68) ab, der im November nach nicht einmal zwei Jahren im Amt seinen Rücktritt erklärt hatte - laut Medienberichten auf Druck von US-Präsident Barack Obama.
Carter war bereits von Oktober 2011 bis Dezember 2013 stellvertretender Verteidigungsminister. Er ist nun der vierte Pentagonchef seit Obamas Amtsantritt vor sechs Jahren. Der Präsident würdigte Carter bei dessen Nominierung als eine der wichtigsten Führungspersönlichkeiten auf dem Gebiet der nationalen Sicherheit. Seine vordringliche Aufgabe wird die Fortführung des Krieges gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Irak und in Syrien sein.
Carter arbeitete bereits für den früheren Präsidenten Bill Clinton (1993 bis 2001) als Staatssekretär für internationale Sicherheitspolitik. Im Laufe seiner Karriere in der Washingtoner Regierung erarbeitete er sich einen guten Ruf für sein straffes Budgetmanagement sowie für seine Expertise für Waffenbeschaffungen und auf dem Gebiet neuer Technologien.
Als Carters wichtigste Aufgaben nannte Obama neben dem Kampf gegen den IS die Stärkung internationaler Allianzen sowie eine Neuausrichtung der US-Streitkräfte in Südostasien. Der Präsident wollte mit dem Personalwechsel laut Medienberichten angesichts neuer internationaler Bedrohungen einen Wechsel an der Pentagonspitze. Kommentatoren meinen, dass Carter anders als sein Vorgänger mehr Gehör bei Obama finden wird.
Jedoch zeichneten sich auch schon Differenzen ab. Carter unterstützt etwa eindeutig Waffenlieferungen an die Ukraine. Er würde "sehr dazu neigen", Kiew auf diese Weise im Kampf gegen die prorussischen Separatisten zu unterstützen, sagte er jüngst bei einer Anhörung im US-Senat. Obama ist bei dem Thema skeptischer. Das Weiße Haus stellte nach Carters Äußerungen klar, dass Obama als Oberbefehlshaber in militärischen Fragen das letzte Wort habe.
Kurzporträt Ashton Carter
Yale, Oxford, Harvard - für seine akademische Laufbahn hat Ashton Carter (60) sich stets Elite-Universitäten ausgesucht. Dass er eines Tages an der Spitze des Pentagon stehen könnte, hätte er bei seinem Universitätsabschluss ("summa com laude") in Physik und Geschichte im Jahr 1976 vermutlich nicht gedacht. Doch seit er 1993 unter dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton einen führenden Posten im Verteidigungsministerium übernahm, ist Carter die Karriereleiter in der Regierung stetig hinaufgeklettert. Zum Abschluss war er von Oktober 2011 bis Dezember 2013 stellvertretender Verteidigungsminister. Danach trat er einen Lehrauftrag an der Universität Stanford an.
"Hit the ground running" (frei übersetzt: "voll durchstarten") soll Carter nun - sowohl demokratische als auch republikanische Senatoren respektieren ihn. Doch ihm dürfte es trotz seines Insider-Wissens nicht leicht fallen, in den Krieg gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) einzusteigen. Der dürfte nach den Worten Obamas noch Jahre dauern.
Anders als sein Vorgänger Hagel kennt sich Carter in der riesigen Behörde Pentagon bestens aus. Wichtige Erfahrungen sammelte er beispielsweise als Staatssekretär im Verteidigungsministerium bei Waffenbeschaffungen, in der Logistik sowie auf dem Gebiet neuer Technologien. Es ist auch sein Vorwissen in Sachen Budgetmanagement, dass ihm helfen dürfte, den bürokratischen Koloss Pentagon angesichts von Einsparungsrunden zu steuern.
dpa/jp - Bild: Win McNamee (Getty Images/AFP)